Frauen bleiben in Politik unterrepräsentiert
Laut aktuellen Daten des Gemeindebundes sind Frauen in Österreichs Politik stark unterrepräsentiert. Die betrifft sowohl Mandate in parlamentarischen Vertretungskörpern als auch Exekutivfunktionen. Während das prozentuelle Verhältnis zwischen Männern und Frauen hierzulande annähernd 50:50 beträgt (tatsächlich sind Frauen geringfügig in der Überzahl), schlägt sich dies beim politischen Personal nicht nieder. Allerdings gibt es auch markante Unterschiede auf verschiedenen Ebenen.
Am höchsten ist der Frauenanteil noch in der Bundesregierung mit 44,4 Prozent, was insbesondere den Grünen zu verdanken ist. Aber auch die ÖVP bemüht sich auf dieser Ebene, ihren ansonsten nicht gerade frauenfördernden Charakter zu vertuschen. Im Nationalrat beträgt der Frauenanteil 39,9 Prozent. Über diesem Schnitt liegen die Fraktionen der SPÖ, der Grünen und der NEOS (die beiden letztgenannten bei über 50 Prozent), darunter die ÖVP und insbesondere die FPÖ. In den neun Landesregierungen ist der Anteil mit 38,9 Prozent ähnlich gelagert, in den Landtagen mit 35,7 Prozent jedoch niedriger.
Die geringsten Frauenquoten gibt es auf der kommunalen Ebene. Nur 25 Prozent aller Gemeinderatssitze in Österreich werden von Frauen besetzt, gar nur 10,5 Prozent aller Gemeinden verfügen über eine Bürgermeisterin, wobei diese zumeist der SPÖ und seltener der ÖVP zuzurechnen sind.
Natürlich handelt es sich bei diesen Statistiken nicht um Zufälligkeiten. In der patriarchal geprägten bürgerlichen Gesellschaft wirken hegemoniale Mechanismen, die konservative bis reaktionäre Rollenbilder reproduzieren: In diesem überkommenen Weltbild liegt die strukturelle Macht bei den Männern, während sich die Frauen unterordnen sollen. Diskriminierung und Sexismus tun das Ihre dazu.
Aber es gibt auch ganz handfeste, materielle und somit finanzielle Gründe dafür, dass sich Frauen seltener politisch engagieren können: Sie erhalten geringere Löhne und tragen die Hauptlast der unbezahlten Reproduktionsarbeit. Auf dieser Basis bleiben weniger Zeit und geringere Ressourcen für politische Aktivitäten.
Insofern ist auch klar: Allein mit verpflichtenden Frauenquoten wäre es nicht getan – und schon gar nicht mit einzelnen Role Models –, sondern es braucht umfassende ökonomische, soziale und gesellschaftliche Voraussetzungen für die volle Teilhabe der Frauen an politischen Prozessen. Daran hat das herrschende bürgerlich-kapitalistische System jedoch kein Interesse – es ist in jeder Hinsicht ein Bollwerk gegen die Emanzipation der Frauen und aller unterdrückten Bevölkerungsschichten.
Quelle: Der Standard
Quelle: Zeitung der Arbeit