Ein Dorf in der Stadt
Übernommen von KPÖ Graz:
Um die Jahrtausendwende wäre beinahe der Abriss der „Barackensiedlung“ Grünanger erfolgt, hätten sich nicht der damalige Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger, seine Nachfolgerin Elke Kahr und zahlreiche Personen und Initiativen vor Ort für den Erhalt eingesetzt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in Liebenau eines der größten Internierungslager von Graz. Zahlreiche Baracken wurden für Zwangsarbeiter und umgesiedelte Volksdeutsche aufgestellt. Die Grünangersiedlung, in ihrer heutigen Form, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Stadt gebaut, um die Wohnungsnot in Graz zu lindern.
Benachteiligtes Gebiet
Lange Zeit galt der Grünanger als „benachteiligtes Gebiet“, da die Barackensiedlung eher jenen Menschen als Auffangort diente, die in einem Mehrparteienhaus wegen ihrer Angewohnheiten und Eigenheiten anecken würden. Dennoch war die Zufriedenheit unter den Bewohner:innen immer sehr groß. „Am Grünanger hat jeder seinen Bereich und seinen Garten, in dem er sich beschäftigen kann. Trotz des teilweise niedrigen Wohnstandards und der ungewöhnlichen Nachbarschaft ist die Barackensiedlung für viele ein letzter Zufluchtsort“, beschreibt die damalige Wohnungsstadträtin und heutige Bürgermeisterin Elke Kahr die Siedlung 2009 in einem Zeitungsinterview.
Abbruch verhindert
Um die Jahrtausendwende gab es Pläne, den Grünanger zu schleifen. Die aus Holz errichteten Siedlungshäuser sollten neuen Wohnbauten Platz machen. Die Bewohner:innen protestierten und es formierte sich breiter Widerstand, der vom damaligen KPÖ-Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger unterstützt wurde. 1999 lenkte die Grazer Stadtregierung schließlich ein und beschloss den Erhalt der Barackensiedlung. Die Siedlung wurde im Anschluss teilsaniert und erweitert. „Der Bau von großen Wohnsilos kann im sozialen Wohnungswesen nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die Grünangersiedlung war und ist ein Wohnort mit Charakter. Gut, dass sie erhalten blieb“, sagt Ernest Kaltenegger heute.
Dorfähnlichen Charakter erhalten
2017 fiel ein neuer Beschluss den Grünanger zu erweitern. Wichtig war der KPÖ dabei, dass der dorfähnliche Charakter der Siedlung, der einen wesentlichen Kontrast zur Verdichtung im Stadtgebiet darstellt, erhalten bleibt. Im April 2023 wurden nun 60 Gemeindewohnungen übergeben. Die Niedrigenergiehäuser sind mit Photovoltaikanlagen und Fernwärmeanschluss ausgestattet. „Auf diese neuen Wohnungen bin ich sehr stolz, denn die Siedlung Am Grünanger ist ein besonderer Platz in unserer Stadt, der damit seinen Charakter bewahrt. Neue Gemeindewohnungen sind gerade angesichts der ungebremsten Teuerung am freien Wohnungsmarkt wichtiger denn je für eine soziale Wohnungspolitik “, sagt Bürgermeisterin Elke Kahr.
Quelle: KPÖ Graz