24. November 2024

Nord Stream-Anschlag: Spuren führen in die Ukraine

Im September 2022 wurden die Nord Stream-Pipelines in der Ostsee gesprengt. Die Frage nach den Verantwortlichen ist bislang unbeantwortet und Grundlage einiger Diskussionen gewesen. Noch bevor überhaupt Untersuchungen begannen, wurde in der bürgerlichen Presse in EU- und NATO-Staaten Russland die Schuld zugeschoben. Der Journalist Seymour Hersh behauptete im Februar auf Basis von Insiderinformationen, dass die USA für den Anschlag verantwortlich seien.

Ermittlungen von deutschen Behörden suggerieren nun jedoch, dass die Verantwortlichen aus der Ukraine kommen. Die Verdächtigen hielten sich vor und nach dem Sabotageakt in der Ukraine auf und kommunizierten von dort aus. Das zeigt die Analyse von IP-Adressen und anderen Daten. „Die Ermittler von BKA, Bundespolizei und des Generalbundesanwalts haben nur noch wenige Zweifel daran, dass ein ukrainisches Kommando die Pipelines sprengte“, schreibt der Spiegel.

Die Frage, ob und wie umfassend die ukrainische Regierung in die Aktion involviert war, ist noch offen. Anonyme Nachrichtendienst-Mitarbeiter und Sicherheitspolitiker behaupten im Spiegel, dass Wolodymyr Selenskyj nicht eingeweiht gewesen sei. Das Bundeskriminalamt hingegen hielt vergangenen Oktober „vor dem Hintergrund der hohen Komplexität der Tatausführung sowie einer entsprechenden Vorbereitung“ die Beteiligung staatlicher Akteure für sehr wahrscheinlich. Kiew dementiert seit September jede Verantwortung. Niemand aus dem Sicherheitsapparat wisse, wer die Täter sind.

Ein Motiv hätte der ukrainische Staatsapparat ganz sicher gehabt. Die Pipelines waren für Russland ein wichtiges politisch-diplomatisches Verhandlungsinstrument und Druckmittel gegenüber Deutschland und dem restlichen Europa. Eigentümer der Pipelines ist zu 50 Prozent zwar die russische Gazprom, neben deutschen, britischen und französischen Energiekonzernen hält jedoch auch die österreichische OMV zehn Prozent der Anteile. Der mutmaßlich ukrainische Terroranschlag auf zivile Infrastruktur betraf somit auch die sichere Energieversorgung Österreichs.

Quellen: Der Standard/Der Spiegel

Quelle: Zeitung der Arbeit

UkraineZeitung der Arbeit