Ach wäre es doch gelungen! 100 Jahre Hamburger Aufstand
Übernommen von DKP Hamburg:
Am 23. Oktober 1923 kam es in Hamburg, organisiert von der Hamburger KPD, zum Aufstand. Im seinem Verlauf wurden Polizeireviere gestürmt und Barrikaden errichtet. In Schiffbek – dem heutigen Billstedt – herrschte ein Arbeiterrat.
Wie war es dazu gekommen? Fünf Jahre nach dem ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution von 1918 erreichte im Herbst 1923 unter bürgerlicher Herrschaft die wirtschaftliche und politische Krise in Deutschland den Höhepunkt. Hungerunruhen, Massenstreiks und politische Demonstrationen waren an der Tagesordnung. Über drei Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter streikten und erzwangen im August 1923 den Rücktritt der konservativen Regierung unter Reichskanzler Cuno. Der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert rief Ende September den militärischen Ausnahmezustand aus und ließ die Reichswehr nach Sachsen und Thüringen einmarschieren, um dort die demokratisch gewählten Arbeiterregierungen aus KPD und SPD abzusetzen. Das vom Reichstag am 13. Oktober 1923 erlassene Ermächtigungsgesetz hob die Grundrechte der Weimarer Verfassung quasi auf. Militaristische, reaktionäre und faschistische Kräfte gewannen immer mehr an Einfluss.
Die Situation war sicherlich eine hoch revolutionäre, die noch junge KPD aber noch nicht ausreichend in den Massen der Arbeiterschaft verankert. Die Hamburger Kommunistinnen und Kommunisten wagten den Aufstand. In Eimsbüttel, Barmbek, Schiffbek und Wandsbek kämpften sie „dreimal 24 Stunden“ gegen eine Übermacht von 6000 Polizisten, Reichswehr und Faschisten. Sie erfuhren die Kraft der Solidarität als sie dabei von der Bevölkerung mit Essen versorgt, versteckt und beim Barrikadenbau unterstützt wurden.
Doch der Funke der Revolution sprang nicht von Hamburg auf den Rest des Landes über. Es kam nicht zu dem erwarteten landesweiten Generalstreik. So wurde der Aufstand nach drei Tagen abgebrochen. Die Kämpfenden zogen sich zurück. Ernst Thälmann beschreibt es in den „Lehren des Hamburger Aufstands 1925: „In den Hamburger Tagen haben die Arbeiter die Bourgeoisie am Rande des Abgrunds gesehen. Und sie werden diesen Augenblick niemals vergessen!“ Gegen mehr als 1400 Hamburger*innen wurden in der Folge Strafverfahren eröffnet, es kam in über 300 Verurteilungen zu über 400 Jahren Festungshaft und Zuchthaus.
Wenn wir heute darüber nachdenken, was gewesen wäre, wenn der Aufstand gegen die reaktionäre bürgerliche Politik auf das ganze Land übergesprungen und gelungen wäre, dann fragen wir uns: In was für einer Welt würden wir heute leben? Und wir erkennen, dass die Faschisten wahrscheinlich nicht an die Macht gekommen und der von ihnen angezettelte Weltkrieg verhindert worden wäre.
Und hierin begründet sich die Aktualität des Hamburger Aufstands – nicht in der Form, aber im Inhalt des Widerstands. Wir müssen die Parallelen erkennen:
- Die Verschlechterung der Lebensbedingungen von immer mehr Menschen.
- Der brutale, menschenverachtende Militarismus dieser Tage.
- Das Erstarken faschistischer Organisationen.
Dem müssen wir uns entgegenstellen, gemeinsam im Kampf für eine Welt, wie sie vielleicht heute schon wäre, wenn der Hamburger Aufstand gelungen wäre, einer Welt frei von Kriegen, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung, einer besseren, einer sozialistischen Welt! Für solche Veränderungen müssen wir eine breite gesellschaftliche Mehrheit gewinnen.
Für diese Kämpfe brauchen wir Kraft. Und diese Kraft wollen wir gemeinsam schöpfen auf einer Kulturveranstaltung mit wunderbaren Künstlerinnen und Künstlern am Sonntag, 22. Oktober 2023 um 12:30 im Kulturpalast Billstedt. Vorab um 11:00 geht es „auf den Spuren der Aufständischen“ zu einem Rundgang durch das damalige Schiffbek.
Quelle: DKP Hamburg