23. November 2024

Belgien: Zehntausende Kinder zur Adoption verkauft

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Die Ereignisse sollen sich vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1980er Jahre abgespielt haben. Die Kinder wurden für hohe Summen – zwischen 10.000 und 30.000 belgischen Francs, manchmal auch viel mehr – an zahlende Adoptivfamilien verkauft

Brüssel. Die belgische katholische Kirche soll rund 30.000 Kinder ohne das Wissen ihrer Mütter verkauft haben. Dies wurde in dem Podcast „Kinderen van de Kerk“ („Kinder der Kirche“) der Zeitung Het Laatste Nieuws aufgedeckt. Dort sprechen Mütter und Adoptivkinder zum ersten Mal in der Öffentlichkeit über diese Ereignisse, die sich über einen sehr langen Zeitraum, vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1980er Jahre, abgespielt haben sollen.

Die Nachricht folgt auf die Ankündigung von Papst Franziskus‘ bevorstehendem Besuch in Belgien, der Berichten zufolge bereits geplant ist und in den kommenden Monaten stattfinden wird.

Erniedrigung und sexueller Missbrauch

Die schwangeren Frauen wurden der Zeitung zufolge in katholischen Einrichtungen untergebracht, wo sie Erniedrigungen und sogar sexuellen Missbrauch erlebten. Während der Geburt, so berichtet der Podcast, wurden einige Frauen einer Vollnarkose unterzogen, während andere eine Maske tragen mussten: alles Mittel, um die Mütter daran zu hindern, ihr Kind zu sehen. Einige Frauen seien sogar sterilisiert worden. Wieder andere sollen gezwungen worden sein, ein Dokument zu unterschreiben, in dem sie auf ihr Kind verzichteten. Schließlich wurde einigen Frauen in den Wehen mitgeteilt, ihr Kind sei tot geboren.

Für hohe Summen an Adoptiveltern verkauft

Die Kinder wurden dann für hohe Summen – zwischen 10.000 und 30.000 belgischen Francs (heute etwa 250 bis 750 Euro), manchmal auch viel mehr – an Adoptivfamilien verkauft. Nicht abgeholte oder zerstörte Dokumente erschweren nun den Wiedervereinigungsprozess extrem, sagt Debby Mattys, 57, die von Nonnen zur Adoption freigegeben wurde und mehr als 20 Jahre lang nach ihrer leiblichen Mutter suchte. „Meine Mutter war 18, als sie ungewollt schwanger wurde“, sagte sie gegenüber Het Laaste Nieuws.

Späte Entschuldigung

2015 entschuldigte sich die belgische Bischofskonferenz bei den Opfern von Zwangsadoptionen in katholischen Einrichtungen vor dem flämischen Parlament. Als Reaktion auf die jüngsten Zeugenaussagen drückten die Bischöfe ihr Mitgefühl für den Schmerz und das Trauma der Opfer aus, schreibt die Brussels Times. Die Kirche fordert nun eine unabhängige Untersuchung der von den betroffenen Frauen beschriebenen Zustände.

Quelle: RaiNews

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