„Mini-Holocaust“ – die Sprache der israelischen Völkermörder
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Kommentar von Otto Bruckner.
In einem Interview mit der Berliner Zeitung „taz“ vom 19. Dezember bezeichnet der deutschstämmige Sprecher der Israelischen Armee (IDF), Arye Sharuz Shalicar, den am 7. Oktober erfolgten Angriff der Hamas auf Israel als „Mini-Holocaust“. Da muss man wirklich fragen: Ist der Mann noch bei Sinnen? Kann der tragische Tod von mehr als 1.000 Menschen, die vorwiegend, aber nicht nur israelische Staatsbürger waren, mit der industriellen Massenvernichtung von 6 Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern während der NS-Herrschaft in Deutschland und weiten Teilen Europas gleichsetzt werden? Nur besonders skrupellose oder besonders dumme Menschen können eine solchen Vergleich anstellen. In die zweite Kategorie fällt Herr Shalicar nicht, er ist Akademiker und Autor zahlreicher Bücher, also muss er ein besonders skrupelloser Sprecher der Armee des Staates Israel sein. Jeder einigermaßen geschichtskundige Mensch wird sich gegen eine derartige Verharmlosung des NS-Regimes und dessen Massenmord wenden.
Seine Skrupellosigkeit stellt er aber im selben Interview noch mehrmals unter Beweis. Auf die Frage der Journalisten: „Im Norden Gazas soll jedes dritte Haus zerstört sein, und die israelische Armee hat auch leere Gebäude in die Luft gesprengt – die Universität und das Parlament zum Beispiel. Welchen strategischen Nutzen hat das?“ antwortet er: „Wenn jedes zweite Gebäude zur Infrastruktur der Hamas gehört und wir nur jedes dritte zerstört haben, dann waren wir schlecht.“ Damit erschließt sich auch die Logik, dass – nachdem ohnehin bereits das Sprengwirkungs-Äquivalent von zwei Hiroshima-Bomben binnen zwei Monaten auf den Gazastreifen abgeworfen wurde – die Israelis noch einmal großflächige Bombardements durchführen, denen allein am 19.12.2023 mehr als 100 Tote und zahlreiche Verletzte zu verdanken sind. Von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen sind gerade noch zwei in Betrieb, und die haben praktisch auch nichts mehr, um die von den Bombardements und Bodenoffensiven Verletzten zu versorgen, die in ihren Betten, auf dem Boden und sonst wo liegen.
Was macht Israel da? Bereits mehr als 20.000 Palästinenserinnen und Palästinenser wurden durch die permanenten Angriffe auf den Gazastreifen getötet. Der Herr Armeesprecher behauptet, 7.000 davon seien „Terroristen“ gewesen, der Rest der Zahlen sei nicht überprüfbar.
Überprüfbar ist: Israel begeht einen Völkermord an den Bewohnerinnen und Bewohnern Gazas. Die IDF begeht Kriegsverbrechen am laufenden Band. so wurden – um nur ein jüngstes Beispiel zu nennen – vor einigen Tagen zwei Frauen in einer katholischen Kirche in Gaza durch einen Scharfschützen getötet. Im Jahr 2018 sagte ein ausgestiegener IDF-Scharfschütze in einem „Stern“-Interview, dass ein Scharfschütze immer kontrolliere wohin er ziele und auch treffe. Um jemanden kampfunfähig zu machen, ziele man auf den Knöchel oder die Kniescheibe. Dort wäre der Blutverlust nicht so stark, „Es lässt sich steuern, ob man jemanden verletzt oder erschießt“. Der Tod der zwei Frauen ist also ebenso wenig Zufall wie viele andere Vorfälle bis hin zur Erschießung von drei israelischen Geiseln, die mit einer weißen Fahne aus einem Haus kamen.
Die rechtsradikale Regierung Netanjahus treibt Israel in die Rolle einer Nation, die große Verbrechen auf sich lädt. Zusätzlich zum seit Jahrzenten andauernden Verbrechen der Besatzung, Enteignung und Vertreibung, der Erniedrigung und Entmenschlichung von Palästinensern kommt das Verbrechen des Genozids. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant kündigte bereits zu Beginn der Angriffe auf Gaza an, dass die Armee im Krieg gegen die Hamas gegen „menschliche Tiere“ kämpfe und „dementsprechend“ handeln werde. Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach bereits am 7. Oktober davon, dass die Bevölkerung des Gazastreifens einen „hohen Preis“ für die Anschläge der Hamas zahlen werde.
Hunger und Durst werden als Waffe eingesetzt, Hilfslieferungen größtenteils blockiert. Will Israel das Volk von Gaza, nachdem man ihm ohnehin schon das ganze Land kaputtgebombt hat, verhungern und verdursten sowie an mangelnder medizinischer Versorgung sterben lassen? Auch das ist Genozid und wo ist die ganze Bande der Politiker des „werteorientierten“ Westens? Sie steht daneben und sagt zu den Völkermördern: „Mäßigt euch, nicht so wild“. Wer mir noch einmal mit der moralischen Überlegenheit der „westlichen Wertegemeinschaft“ kommt, sollte Abstand halten. Es könnte sonst sein, dass ich ihm auf die Füße kotze.
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Quelle: Zeitung der Arbeit