Statement aus dem Hambacher Forst
graswurzel.tv hat aus dem Hambacher Forst ein Statement zur aktuellen Entwicklung bekommen. Da es derzeit schwierig ist, Interviews mit den Menschen in den Bäumen zu machen, haben sich die KollegInnen entschieden, es zu veröffentlichen. Es richtet sich insbesondere an die Medien. Wir dokumentieren den Text.
Ein öffentlicher Brief von einem Menschen aus dem Hambacher Forst an die Menschen draußen:
Es ist soweit. Die ersten Bagger und schwere Räumgeräte durchbrechen dröhnend den idyllischen Wald. Und hunderte Polizisten und Sicherheitskräfte der Security zerstören alles, was sich nicht in den Baumhäusern befindet. Hubschrauber knattern oben in der Luft. Ganztägig. Kettensägen fressen sich kreischend durch Holz und Ohr.
Es wird viel über uns und viel berichtet in den Medien. Und es ist schön, dass die Berichterstattung hauptsächlich positiv ausfällt. Hiermit ein Dankeschön an alle Medienvertreter, die sich angesprochen fühlen. Und ein weiteres Dankeschön an alle UnterstützerInnen, von Bürgern bis Aktivisten, die uns bis jetzt unermüdlich mit Essen, Alltagsgegenständen und mutzusprechender Anwesenheit zu Hilfe eilen. Seit Jahren. Trotz Schikanen der offiziellen Organe.
Allerdings wird in der öffentlichen Wahrnehmung unterschieden zwischen Umweltschützern und „gewaltbereiten Linksextremen“ Das ist falsch.
Allen hier Anwesenden sowie der Natur wird in allererster Linie Gewalt zugefügt. Sie verzichten für ihren Widerstand auf jeglichen Komfort. Ganzjährig, jahrelang schon. Um diesen wunderschönen Wald nicht den Klauen einer verüktgewordenen, lebensfeindlichen, kapitalistischen Großkonzerns, eines todbringenden Systems zu überlassen.
Sie riskieren täglich ihr Leben, wenn sie 20 und mehr Meter in die Bäume steigen. Sich in Tunneln anketten. In einem Gebiet, ….[unleserlich] ausheben. Ist das linksextrem? Nein, das einzig richtige! Ja, vielleicht gehen einzelne mal die Nerven durch, aber wer das hier miterlerbt, wird es verstehen!
Schaufeln gegen Riesenbagger, Bügelsägen gegen Kettensägen. Barfüßige gegen kampferprobte Sicherheitskräfte unter Waffen. Schikanen, Schikanen, Schikanen. Und immer dieses elende, gigantische Loch im Norden namens „Tagebau“ vor Augen.
Diese riesige Wunde in unserem Planeten ohne Leben. Obwohl klar ist, daß die Zeit für fossile Energieträger abgelaufen ist. Dagegen sind wenige Gewalttaten gegen die Zeitorenden [?] zu vernachlässigen. Denn es gilt, das Erbe für unsere Nachkommen zu schützen, und Großkonzerne sind einfach zu mächtig [unleserlich] sich nur juristisch zu wehren. Denn die Kinder von heute und morgen werden unsere Richter sein.
Ich bitte, dies bei der Berichterstattung zu berücksichtigen.
Vielen Dank aus dem Hambi.“
Quelle: graswurzel.tv via Facebook / RedGlobe