Zum 75. Geburtstag von Helmut Zenker
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Heute hätte der österreichische Autor Helmut Zenker (1949–2003) seinen 75. Geburtstag gefeiert. Wir bringen aus diesem Anlass einen biografischen Überblick über Leben und Werk.
Am 11. Januar 2024 jährt sich der Geburtstag des 2003 verstorbenen österreichischen Künstlers Helmut Zenker zum 75. Mal. Zenker war über rund 35 Jahre ein einflussreicher Schriftsteller, Autor, Regisseur, aber auch Verleger und Musikproduzent – und außerdem: Kommunist. Letzteres war ihm, wie in aller Regel ebenso hübsch wie abwegig formuliert wird, „in die Wiege gelegt“. Der Vater Karl Zenker war gelernter Maschinenschlosser und langjähriges ZK-Mitglied der KPÖ; die Mutter Friederike („Friedl“, geb. Pabst) war Sekretärin bei der OMV und kommunistische Betriebsrätin.
Geboren wurde Helmut Karl Zenker am 11. Jänner 1949 in Sankt Valentin (Niederösterreich). Das Geburtsjahr 1949 machte ihn zum potenziellen „68er“. Dementsprechend blieben ihm zwar die Eigenschaften des provokanten Kritikers alles Bestehenden, auch der KPÖ seiner Eltern, aber Zenker wäre es nie in den Sinn gekommen, wie viele Jahrgangs- und Künstlerkollegen den proletarischen und revolutionären Klassenstandpunkt zu verlassen und zum emotionslinken und systemimmanenten wie ‑internen „Weltverbesserer“ herabzusinken. Im Gegenteil: Zenker gehört zu jenen jungen Autoren, die Ende der 1960er, Anfang der 70er Jahre den Klassenstandpunkt in der österreichischen Gegenwartsliteratur wieder zur Geltung brachten, was ansonsten vor allem Gernot Wolfgruber, einem persönlichen Freund Zenkers, besonders authentisch gelang.
Natürlich haben die bürgerlichen Verlage damals nicht gerade auf die jungen Arbeiterautoren gewartet und sie mit offenen Armen empfangen – sie mussten sich selbst organisieren. Sie taten dies u.a. 1973 mit der Schaffung der Grazer Autorenversammlung, wo Zenker – freilich gewissermaßen am „linken Rand“ – Gründungsmitglied war, als progressives Gegenprojekt zum konservativen bis reaktionären österreichischen PEN-Club. Bereits 1969 hatte Zenker gemeinsam mit Peter Henisch die Literaturzeitschrift „Wespennest“ gegründet, bis 1976 blieb er Herausgeber. Diese „Zeitschrift für brauchbare Texte“, so der etwas lakonische Untertitel, diente als Publikationsorgan mit zweierlei Abgrenzung, nämlich gegen den bieder-linken Moralismus einerseits, gegen den bürgerlichen Formal-Avantgardismus andererseits.
Nachdem Zenker zunächst auch als Lehrer beruflich tätig gewesen war, widmete er sich ab 1973 nur noch der Schriftstellerei. In diesem Jahr erschien, nach Lyrik und Erzählungen, auch Zenkers erster Roman, „Wer hier die Fremden sind“, ein Prototyp des sozial- und gesellschaftskritischen, neuen österreichischen Realismus, der in konsequentester Ausprägung ein parteilicher Realismus ist. Zu den wichtigsten Vertretern, die sich diesem Realismus in den 70er Jahren verpflichtet sahen, zählten – neben Zenker und Wolfgruber – Franz Innerhofer, Gustav Ernst oder Josef Haslinger, auch Peter Turrini und Michael Scharang standen dieser Richtung nahe.
Im folgenden Jahr, 1974, erschien Zenkers zeitgeschichtlicher Roman „Kassbach oder Das allgemeine Interesse an Meerschweinchen“, in dem das Problem des Neofaschismus thematisiert wurde. Das Buch wurde in 13 Sprachen übersetzt und erreichte für österreichische Autoren ungeahnte und ungewöhnliche Auflagezahlen in Millionenhöhe – nämlich in russischer Übersetzung in der UdSSR. 1978 wurde „Kassbach“ von Peter Patzak für das Kino verfilmt, bei der Berlinale gab es dafür 1979 den UNESCO-Preis, ebenso eine Auszeichnung bei den Moskauer Filmfestspielen.
Es folgten weitere gesellschaftskritische Romane und Erzählungen Zenkers, darunter „Das Froschfest“ (1977), „Der Gymnasiast“ (1978) und „Die Entfernung des Hausmeisters“ (1978) sowie, nach einer literarischen Schaffenspause, 1988 der Roman „Hinterland“, in dem das Thema Neofaschismus aktualisiert neu aufgegriffen wurde. Zwischendurch schrieb Zenker auch erfolgreiche Kinderbücher und ‑geschichten wie „Herr Nowak macht Geschichten“ (1976) oder „Der Drache Martin“ (1977); das letztere Buch wurde ebenfalls in mehrere Sprachen übersetzt (in insgesamt 23 Sprachen sind Zenker-Bücher erschienen). 1976 wurde Zenkers Theaterstück, „Wahnsinnig glücklich“, ein Volksstück in der Tradition Ödön von Horvaths, am Wiener Volkstheater uraufgeführt.
Einem wirklich breiten Publikum wurde Zenker jedoch nicht durch sein bemerkenswertes literarisches Werk bekannt, sondern durch die Erfindung des Polizeimajors Adolf Kottan. Zunächst als Erzählung und Hörspiel konzipiert und umgesetzt, wurde 1976 vom ORF der erste „Kottan“-Fernsehfilm, „Hartlgasse 16a“, mit Peter Patzak als Regisseur produziert und ausgestrahlt – der Rest ist (Fernseh-)Geschichte. Kottan markiert die Einführung eines komplett neuen Ermittlertyps. Im „Kottan“ ermittelt nicht mehr der intellektuelle und raffinierte Oberinspektor, der Herr Hofrat mit klischeehafter Wiener Galanterie, sondern ein wahrhaftiger, in seiner Herkunft proletarischer Kiberer, mit all seinen Schwächen und Unzulänglichkeiten, was ihn nicht mehr zum staatstragenden polizeilichen Lehr- und Schulmeister, sondern zum integralen Teil oder zumindest zum Spiegelbild der einfachen, der normalen Bevölkerung macht (und Selbiges gilt natürlich für das Handlungsumfeld und das soziale Milieu „Kottans“).
Der gewählte Weg der dargebotenen Umsetzung war der einer Parodie, jedoch weniger auf die Polizeiarbeit an sich, sondern vielmehr auf die gängige Art und Weise ihrer idealisierten Darstellung wie bei „Marek“ oder „Derrick“. Die Empörung war 1976 sofort groß, die Polizeigewerkschaft und die bürgerlichen Parteien protestierten scharf gegen die Ausstrahlung der „Kottan“-Filme: Sie seien niveaulos und ordinär, und vor allem würde die Polizei herabgewürdigt. Schließlich schaffte es Kottan bis in den österreichischen Nationalrat, als der damalige SPÖ-Innenminister Erwin Lanc seitens der ÖVP mit einer parlamentarischen Anfrage bezüglich der Verächtlichmachung der Staatsorgane durch die „Kottan“-Filme konfrontiert wurde. Bis 1983 wurden 19 Folgen von „Kottan ermittelt“ gedreht und gesendet, 1981 gab es zudem den „Kottan“-Kinofilm „Den Tüchtigen gehört die Welt“, der konzeptionell aber deutlich abseits der eigentlichen „Kottan“-Reihe zu sehen ist: Hier geht es konkret um die kriminellen Machenschaften des Komplexes Politik-Wirtschaft, die „Kottan“-Figur tritt vollständig in den Hintergrund.
Heute zählt „Kottan ermittelt“ zu den Klassikern der österreichischen Fernsehgeschichte, die Kritiker von einst sind mittlerweile fast durchwegs Befürworter (und nachträglich natürlich immer schon solche gewesen…). Die „Kottan ermittelt“-Filme wurden im gesamten deutschsprachigen Raum gesendet, d.h. außer in Österreich auch in der BRD (das ZDF stieg später als Co-Produzent ein), in der DDR und in der Schweiz, aber auch in einigen anderen Ländern, so z.B. in der Tschechoslowakei und in Ungarn, ja sogar in der Türkei und in Südafrika. Trotzdem starb der Fernseh-„Kottan“ 1983 einen plötzlichen Tod, sechs weitere bereits verfasste Drehbücher wurden vom ORF damals überraschend auf Eis gelegt. Die sozialdemokratischen Kreisky-Regierungen durfte Kottan offenbar nicht überleben.
Zeitlebens war „Kottan“ nur Vorwand, jede Krimihandlung lediglich Transportmittel für tatsächliche Inhalte, die Zenker am Herzen lagen. „Kottan“ war immer Gesellschafts- und Sozialkritik – und somit eine ernste Angelegenheit. Die durchaus humoristische Darstellung (und auch und gerade die Überzeichnung) einfacher, „kleiner Leute“, mit ihrer Unzufriedenheit, Falschheit, Dummheit, z.T. Bösartigkeit usw. – kurz: die Darstellung ihres ständigen Scheiterns an der Wirklichkeit -, wie dies insbesondere zu Beginn der „Kottan“-Entwicklung vorherrschte, sollte nicht diese Leute desavouieren und denunzieren, sondern die Verhältnisse, in denen sie leben, leben müssen, und die ihr Denken, Fühlen und Handeln maßgeblich bestimmen. Diese Leute sind nur ein Produkt, regelrechte Opfer der Gesellschaft, die unbewusst neben ihren Interessen leben; auch bei diesen Menschen gilt, dass ihr Sein ihr Bewusstsein bestimmt. Trotzdem war es für „Kottan“ schließlich auch richtig, den reinen „Kleine Leute“-Krimi sukzessive zu verlassen. Das Milieu blieb erhalten, aber der Hintergrund, die Verantwortlichkeiten vermeintlicher gesellschaftlicher, d.h. ökonomischer und politischer Eliten wurde deutlicher, auch deren tragende Verknüpfung zur direkten oder zumindest indirekten Kriminalität. Die Gesellschaftskritik wurde im Verlauf der Serie damit etwas direkter.
Aber gleichzeitig wurde diese Direktheit wieder konterkariert, oder vermeintlich konterkariert, nämlich durch den fortschreitenden Hang zum Komisch-Absurden, zum Surrealen, den es bei „Kottan“ im Laufe der Jahre immer mehr gab. Aber auch dies beförderte in Wirklichkeit dasselbe Ziel. Das Absurde ist einerseits per se antiautoritär – und die Figur „Kottan“ ist immer antiautoritär, wenn es nicht gerade um Kottans eigene, aber eben bloß geborgte dienstliche oder vermeintliche persönliche, familiär-private Autorität geht. Und andererseits muss man die parodistischen, scheinbar fast klamaukhaften Elemente im „Kottan“ als Verfremdungseffekte sehen und verstehen, die reale gesellschaftliche Entfremdungsprozesse widerspiegeln. „Kottan“ war also, bei allem „Wiener Schmäh“ und aller Skurrilität, immer höchst politisch und gesellschaftlich parteiergreifend – die Konservativen und die Rechten wussten schon ganz genau, warum sie sich über „Kottan“ derartig aufregen mussten.
„Kottan“ überlebte sein Bildschirm-Ende in Buchform. Seit 1979 und bis in die 90er Jahre sind bei verschiedenen Verlagen, in Anthologien und in Zeitschriften immer wieder „Kottan“-Romane und ‑Erzählungen erschienen. Im Wiener „Drehbuchverlag“ liegen diese mittlerweile gesammelt als Bücherreihe vor. Zwei Jahre lang erschien in der „Kronen Zeitung“, einst einer der größten „Kottan“-Kritiker, auch ein täglicher „Kottan“-Cartoon, wozu Zenker die Ideen lieferte. Doch „Kottan“ blieb nicht ohne interne Konkurrenz, 1989 erfand Zenker die Privatdetektivin „Minni Mann“, die ebenfalls in mehreren Büchern investigativ tätig wurde (diese „Minni Mann“-Romane wurden sogar ins Japanische übersetzt und veröffentlicht). Zwei weitere (private) Ermittler, die Zenker in Buchform aktiv werden ließ, waren Gauxi Himmel (ab 1987) und Rummy Blach (ab 1989).
Quasi als „Spin-off“ der „Kottan“-Filmreihe entstand ein weiteres künstlerisches Betätigungsfeld Helmut Zenkers. Die in der Serie auftretende fiktive Hobby-Band der Ermittler, „Kottan’s Kapelle“, trat ins wirkliche Leben und veröffentliche unter Mitwirkung von Lukas Resetarits, Franz Suhrada, Kurt Weinzierl, C. A. Tichy, Walter Davy und anderen 1983–1986 mehrere Alben, für Teile der Umsetzung zeichnete Willi Resetarits neben einer Reihe professioneller Studiomusiker verantwortlich. Mit der Single „Rostige Flügel“, die gemeinsam mit dem Fußballspieler Hans Krankl aufgenommen wurde, landete man 1984 einen Überraschungshit, der heute zum Standardinventar des „Austro-Pop“ gehört.
Doch nicht nur die Songtexte für „Kottans Kapelle“ stammen von Zenker, sondern ab 1985 kümmerte er sich auch um die weitere musikalische Karriere von Hans Krankl (Künstlername: Johann K.), für den Zenker mehrere Lieder schrieb, darunter eine wienerische Version von Paul Ankas „Lonely Boy“, die es 1986 bis auf Platz 2 der österreichischen Charts schaffte und damals nur an Falcos „Jeanny“ nicht vorbeikam. Auch das Album „Comeback“ des ehemaligen Boxeuropameisters Hans Orsolics wurde von Zenker produziert und in seinem eigenen Plattenlabel, „Ron Records“, veröffentlicht, in dem auch Kabarettprogramme von Lukas Resetarits sowie Songs von Wiener Wunder und Chris Wolf erschienen. Kurz vor seinem Tod nahm Helmut Zenker schließlich selbst als Interpret einige Musiknummern auf, das Konzeptalbum „Kopfstand“ wartet bislang aber noch auf seine Veröffentlichung. Im Wiener „Planet Music“ und im „Böhmischen Prater“ ist Zenker im Laufe des Jahres 2002 jedoch bereits mit seiner „Travellin‘ Band“ live aufgetreten.
In den 70er und 80er Jahren zeichnete Zenker als Autor für nicht weniger als 15 Hörspiele verantwortlich (zum Teil gemeinsam mit Gernot Wolfgruber) sowie für mehrere Fernseh- und Kinofilme, darunter „Santa Lucia“ (1978), „Jetzt oder nie“ (1980), „Match“ (1980), „Tiger – Frühling in Wien“ (1984, jeweils inszeniert von Peter Patzak), „Schwitzkasten“ (1978) und „Die Artischocke“ (1983, jeweils unter der Regie von John Cook). 1988/89 wurde Zenkers Krimiserie „Der vierte Mann“ gedreht und ausgestrahlt.
1989 trat Zenker erstmals selbst als Regisseur hinter die Kamera: Er produzierte für den ORF das TV-Monodrama „Playback“ mit Lukas Resetarits. Indirekt daraus entwickelt wurde eine längere Reihe, bei der Zenker ebenso nicht nur als Autor, sondern auch als Regisseur tätig war: Von 1990 bis 1998 entstanden nicht weniger als 58 Folgen der anarchischen Comedy-Reihe „Tohuwabohu“, die heute ebenfalls Kultstatus genießt und auf eine endlose Liste prominenter Gastauftritte verweisen kann. 1998 inszenierte Zenker zudem eine Bühnenversion von „Tohuwabohu“, die Musikrevue „Give Cheese a Chance“ hatte 1998 im Wiener Metropol Premiere. Die Fernsehserie „Tohuwabohu“ erhielt internationale Auszeichnungen, so den New York Video Award (1994), als ORF-Beitrag zur „Goldenen Rose von Montreux“ konnte 1992 ein zweiter Platz verbucht werden. Beim internationalen TV-Festival am ungarischen Plattensee wurde „Tohuwabohu“ 1993 als beste Comedy-Reihe und für die beste Regie prämiert.
Mit dem amerikanischen Comedian Jango Edwards, der eine zentrale Rolle in den späteren „Tohuwabohu“-Folgen spielte, startete Zenker eine kurze Karriere als Kabarettist: Gemeinsam standen die beiden 1999 mit dem von Zenker verfassten Programm „Dirty Old Men“ im Wiener „Vindobona“ und in Innsbruck auf der Kleinkunstbühne.
Ab 1990 trat Zenker auch als Verleger in Erscheinung, indem er den „Cabal-Verlag“ gründete, in der vornehmlich Zenkersche Kriminalromane erschienen. Die letzte Buchveröffentlichung Helmut Zenkers sollte der Kurzprosa-Band „Mondgeschichten“ sein, der schließlich wenige Wochen nach seinem Tod im Jahr 2003 präsentiert wurde.
Zenkers Werk erhielt zahlreiche renommierte Auszeichnungen und Preise – sowohl von Fachjuryseite als auch durch das Publikum -, darunter der Adolf-Grimme-Preis (1985), die Goldene Kamera (1980), die Goldene Romy (1993), der Theodor-Körner-Preis (1974), der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Kategorie Dichtkunst (1976) oder der Max-von-der-Grün-Preis für Literatur zur Arbeitswelt. Wenngleich jeder Mensch gerne Anerkennung erfährt, so hat Zenker derartiges nicht überbewertet.
Zenker war immer ein höchst politischer Autor, aber kein politischer Aktivist. Eher zufällig geschah es, dass er sich 1999 dazu überreden ließ, bei der Nationalratswahl für die KPÖ auf einem vorderen Bundeslistenplatz und im Wahlkreis Wien als Listenerster zu kandidieren – die Wahl brachte zwar Stimmenzugewinne für die KPÖ, aber freilich keine Mandate. Etwa zur selben Zeit, 1998 bis 2000, war Zenker gemeinsam mit seinem Sohn Tibor auch wöchentlich als Kolumnist für die KPÖ-Zeitung „Volksstimme“ tätig.
Nach der Jahrtausendwende, als in der KPÖ der Konflikt zwischen linksbeliebiger Führung und marxistischer Opposition eskalierte, sympathisierte Zenker mit letzterer, die sich vor allem aus der damaligen und sodann aufgelösten KPÖ Tirol, der damaligen KPÖ Steiermark und der damaligen KPÖ Wien-Ottakring, die 2005 den ersten Kern der neuen Kommunistischen Initiative (KI) und somit der heuten Partei der Arbeit (PdA) bilden sollte, zusammensetzte. Dies nicht deshalb, weil Zenker unbedingt ein orthodoxer Vertreter des Marxismus-Leninismus war – dies mit Sicherheit nicht -, sondern eher deshalb, weil er ein Verfechter des proletarischen Klassenstandpunktes war, wenngleich er diesen durch Facetten seiner persönlichen Lebensführung immer wieder konterkarierte: Dies war nicht nur Ausdruck so mancher individuell-persönlicher Schwäche, sondern zum Teil auch eine Form sehr materieller Zenkerscher Provokation.
Tatsache ist jedenfalls, dass Zenker als politischer Mensch, als Kommunist, den Zustand der KPÖ oder überhaupt der österreichischen Linken ebenso wie den Zustand der sozialistischen Staaten nie kritiklos hingenommen hat. Aber Kritik bedeutet bei Zenker weder Besserwisserei noch moralistische Abkanzelung, sondern die Hervorkehrung des Widerspruchs als progressives Element der Weiterentwicklung. Durchaus trat Zenker für eine klassenmäßige Politik mit revolutionärer Perspektive in Richtung klassenlose Gesellschaft ein, die auf Basis ihrer eigenen proletarisch-revolutionären Standpunkte, ihrer Moral und Kultur, zu erringen ist, ohne dass man sich kapitulantenhaft bürgerlichen Kategorisierungen unterwirft.
In den KPÖ-internen Auseinandersetzungen spielte Zenker schließlich keine Rolle mehr – er starb im Wiener SMZ Ost in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2003 im Alter von erst 53 Jahren an einem Nierenversagen. Zenker wurde in einem Ehrengrab der Gemeinde Wien am Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 89) beigesetzt.
Insgesamt hinterließ Helmut Zenker ein Werk von rund 50 Büchern, an die 200 Kurzgeschichten und Erzählungen, neun Kinofilme und über 90 Produktionen für das Fernsehen. Einige seiner Werke sind erst posthum erschienen und wurden von seinen Söhnen herausgegeben, so z.B. der historische Roman „Zünden Bäume und Häuser an“ (2006) oder die Kurzprosa-Bände „Fabelhafte Fabeln“ (2006) und „Lügengeschichten“ (2005).
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