22. November 2024

Fünf Jahre nach Lampedusa – die Tragödie dauert an

Ein italienisches Rettungsteammitglied auf der Aquarius spricht in einem bewegenden Text über das Unglück vor Lampedusa, welches der Welt die für die humanitäre Tragödie, die sich noch immer im Mittelmeerraum abspielt, geöffnet hat. Von Alessandro Porro.

Fünf Jahre ! Fünf Jahre hat es gedauert, bis Europa die Tragödie von Lampedusa vergessen hatte. Am 3. Oktober 2013 sank ein Boot auf dem Weg von Libyen nach Lampedusa in der Nähe der Insel und führte zum Tod von 369 Menschen. Damals gab es einen Aufschrei der Empörung. Italien rief einen nationalen Trauertag aus. Die Gesetze zur Aufnahme und Integration von Flüchtlingen wurden überprüft.

 Als Folge des Schocks und der Trauer begann Italien die Such- und Rettungsaktion Mare Nostrum, die Tausende von Menschen rettete.

Nach kurzer Zeit setzte Europa Mare Nostrum aus und ersetzte es durch Maßnahmen zur Kontrolle der Seegrenzen: Die europäische Zivilgesellschaft reagierte mit dem Einsatz ziviler Such- und Rettungsschiffe, die durch Spenden finanziert wurden. Der Einsatz der Aquarius ist das Ergebnis dieser Reaktion – er wurde als eine Möglichkeit geboren, die durch das Ende von Mare Nostrum entstandene Lücke zu füllen.

Fünf Jahre später sind wir Zeugen eines weiteren scharfen Kurswechsels in Europa. Die Politik behindert nun offen die Rettung auf See und erhöht die Gefahr für Flüchtende im Mittelmeer.

Die Aquarius wird morgen im Hafen von Marseille ankommen, wo sie auf unbestimmte Zeit bleiben muss, da ihr zum zweiten Mal die Flagge entzogen wird, was sie daran hindert, weiter als eine Krankenwagen der Meere aktiv zu sein. Seenotrettung wird in einer Weise kriminalisiert, die die Rettung von Menschenleben als Verbrechen darstellt.

Dies ist eine sehr schmerzhafte Seite der europäischen Geschichte.

Nun appellieren wir an die Zivilgesellschaft, aufzustehen, laut zu werden und unsere Petition zu unterzeichnen. Wir rufen zum Demonstrieren auf, um denen, die ungehört auf See sterben, eine Stimme zu geben.

Quelle:

SOS Mediterranée

Europa