Vor 38 Jahren: Hamburger Kessel
Am 7. Juni 1986 wurde ein Zug Hamburger Demonstrationsteilnehmer zum Atomkraftwerk Brokdorf im schleswig-holsteinischen Kleve angehalten. Die Polizei machte Jagd auf die Demonstrationsteilnehmer und griff deren Autos an: bei 90 Autos wurden die Reifen zerstochen, bei vielen wurde durch Knüppel Blechschäden verursacht, die ersten beiden Autos waren komplett ausgebrannt. Daraufhin wurde für den 8. Juni in Hamburg zu einer Spontandemonstration für „ein Recht auf Demonstration“ und „gegen Polizeiwillkür“ als Reaktion auf das Verhalten der Polizei am Vortag aufgerufen.
Als sich die Menschen auf dem Heiligengeistfeld sammelten, wurden sie von der Polizei ab 12 Uhr mittags eingekesselt. Erst lange nach Mitternacht wurden die letzten Menschen abtransportiert und auf Polizeiwachen in ganz Hamburg verteilt. Bis 17 Uhr wurde den Eingeschlossenen sogar der Gang zur Toilette verwehrt.
In den Abendstunden, als noch immer hunderte Menschen im Kessel festsaßen, beschlossen Taxifahrer den Eingekesselten beiseite zu stehen und boten eine kostenlose Fahrt nach Hause an. Die Polizei griff daraufhin nach 20 Minuten die ca. 30 bis 40 hupenden und blinkenden Taxis und vereinzelten Privatautos mit Gummiknüppeln an und zerstörte Windschutzscheiben.
Vier Tage später, am 12. Juni 1986, demonstrierten etwa 50.000 Menschen angeführt von ca. 100 Taxis gegen Polizeiwillkür in Hamburg. Das Verwaltungsgericht Hamburg erklärte den Einsatz später für rechtswidrig. Das Urteil stellt fest, dass auch eine noch nicht zusammengetretene politische Versammlung vom Grundrecht der Versammlungsfreiheit gedeckt ist.
Quelle: Wikipedia