Trauer um Kurt Pappenheim
Wir trauern um unseren Genossen, VVN-Kameraden und Freund
Kurt Pappenheim,
der am 11. 9. 2018 nur wenige Wochen nach seinem 91. Geburtstag von uns gegangen ist.
Bereits in früher Kindheit, im Alter von sechs Jahren, wurde Kurt mit der Menschenverachtung und Grausamkeit des Faschismus konfrontiert: Schon im Januar 1934 wurde sein Vater Ludwig Pappenheim, ein führender Sozialdemokrat, im KZ Börgermoor ermordet. Für die Familie begann eine sehr schwere Zeit, die schließlich in KZ-Haft in Buchenwald für Kurts Bruder Günter und in einem Zwangsarbeitslager für ihn selbst endete.
Im April 45 gelang ihm die Flucht. Aus diesem eigenen, sehr schmerzlichen Erleben, den Buchenwaldschwur zur Leitlinie wählend, entwickelte sich Kurt sehr zeitig zu einem politisch geprägten Menschen, der sich schon im Februar 1946 der SPD anschloss und dann für ihn folgerichtig Mitglied der SED wurde. Ebenso logisch war es für ihn, sich der 1947 gegründeten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, später Bund der Antifaschisten, anzuschließen und dort als Mitglied des Landesvorstandes bis vor wenigen Jahren maßgeblichen Einfluss auf deren wirkungsvolle antifaschistische Arbeit zu nehmen.
Freunde des Vaters bewogen Kurt, sich als Neulehrer ausbilden zu lassen, sodass er ab 1946 zuerst in Herrenbreitungen und später im Rosagrund arbeitete; nach erfolgtem Studium als Fachlehrer für Biologie und Chemie begann Kurt Pappenheim als Lehrer und stellvertretender Direktor an der Schmalkalder Seumeschule, wo er schließlich bis zum Ende seiner Tätigkeit 1987 für 33 Jahre als Direktor und Fachlehrer eingesetzt war.
Von Anbeginn seiner Lehrertätigkeit sah es Kurt als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, im antifaschistischen Sinne tätig zu werden und vor allem seine Schüler über den Charakter des Faschismus, den Krieg, die Millionen Opfer, die Notwendigkeit eines demokratischen Neuaufbaus zu unterrichten und dabei auch das eigene Schicksal und das seiner Familie mit einzubeziehen.
Kurt trat also von Anfang an bis wenige Monate vor seinem Tod als antifaschistischer Zeitzeuge auf. Gesprächsrunden mit Schülern, Besuche von KZ- Gedenkstätten, insbesondere Buchenwald standen auf dem Programm; nach 1990 kamen u. a. die Betreuung von etwa 25 Projektarbeiten, die Gewinnung von Gesprächspartnern, die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen dazu.
Seit Jahren bemühte sich Kurt Pappenheim um die Schaffung einer gemeinsamen Gedenkkultur, in die die Stadt, Parteien, Kirchen, Vereine und insbesondere die Schulen einbezogen werden sollten. Außerordentliche Verdienste hat er sich in der Entwicklung der jüdischen Gedenkkultur erworben. Da waren u. a. eine Ausstellung und ein Buch über die Juden in Schmalkalden und Südthüringen, und es ging um die Gestaltung persönlicher Kontakte zu ehemaligen Schmalkalder jüdschen Mitbürgern und zu deren Nachfahren in Frankreich, den USA, Chile und Israel, die bis zu Besuchen dieser Menschen jeweils zum 9. November in unserer Stadt führten.
Für sein hohes gesellschaftliches Engagement wurde Kurt Pappenheim 2015 mit der Verleihung der „Schmalkalder Rose“ geehrt. Anlässlich seines 90. Geburtstages würdigte ihn der Thüringer Ministerpräsident mit dem „Ehrenbrief des Landes Thüringen“, während ihm die Stadt Schmalkalden die „Ehrenmedaille der Stadt“ verlieh.
Genosse Kurt Pappenheim wird uns fehlen als der Erinnerer, Mahner, Vordenker und als Mensch.
Ingrid Krauss
Vorsitzende des Stadtverbandes Schmalkalden
Mitglied des Landesvorstandes VVN-BdA Thüringen
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