Karl Liebknechts Kampf gegen den Krieg
GESCHICHTE: ALS DIE SPD DEM IMPERIALISTISCHEN KRIEG ZUSTIMMTE, ZEIGTE SIE, AUF WELCHER SEITE SIE STAND. DIE KOMMUNISTEN ORGANISIERTEN DEN WIDERSTAND UND MACHTEN EINE EIGENE PARTEI.
August 1914: Der erste Weltkrieg bricht aus. Denn der Krieg gehört zum Kapitalismus. Doch durch neue Erfindungen im Bereich der Rüstungsindustrie entwickelte sich dieser Weltkrieg zu einem nie dagewesenen Menschenschlachten. Wer nicht für den Kriegsdienst eingezogen wurde, musste an der Heimatfront für die Kriegsindustrie schuften und dabei Hunger leiden. Doch es gibt Widerstand: Am zweiten Dezember 1914 stimmt Karl Liebknecht als einziges Mitglied der SPD-Fraktion gegen die Kriegskredite. Er war bereits seit 1900 Mitglied der SPD, sein Vater gründete die Partei zusammen mit August Bebel und so waren Karl Marx und Friedrich Engels seine Patenonkel. Der Kampf für die Sache der Arbeiterklasse war ihm also schon in die Wiege gelegt. Und so kämpfte Liebknecht seit Jahren gegen den Militarismus und hatte wegen Antikriegsagitation bereits 1907 einen Prozess wegen Hochverrat am Hals. Während Kaiser Wilhelm damals persönliche Prozessberichte erhielt, sorgte Liebknecht für Aufsehen, da er sich mutig selbst verteidigte. Und nun, sieben Jahre später, bringt er den Mut auf, als einziger Abgeordneter „Nein“ zum Krieg zu sagen.
WIDERSTAND WÄHREND DES KRIEGES
Dabei war die Arbeiterklasse in Deutschland zu Beginn des Krieges aufgepeitscht von der kaiserlichen Kriegspropaganda und voller patriotischer Freude in den Krieg gezogen. Doch sie merkte schnell auf wessen Rücken der Weltkrieg ausgetragen werden sollten. Nahrungsmittel wurden rationiert, daheim gebliebene Frauen und Alte wurden zur Zwangsarbeit in der Kriegsindustrie verpflichtet. Im Frühjahr 1915 kam es in Berlin zu ersten großen Arbeiterdemonstrationen gegen den Krieg. An Neujahr 1916 gründete sich der spätere Spartakusbund um Karl Liebknecht mit dem Ziel den Krieg revolutionär zu beenden. Mit der zunehmenden Kriegsdauer wurde der Einfluss der Linken immer größer und am 1. Mai 1916 fand auf dem Potsdamer Platz eine Antikriegskundgebung mit tausenden TeilnehmerInnen statt, in deren Verlauf Karl Liebknecht verhaftet wurde. Weil er in seiner Rede „Nieder mit dem Krieg, nieder mit der Regierung“ gefordert hatte, wurde ihm nun schon wieder der Prozess wegen Hochverrat gemacht. Sein Kampf um den Frieden war den Herrschenden ein Dorn im Auge.
MIT ZIEL VOR DEN AUGEN
Vom Vorbild der russischen Oktoberrevolution 1917 beflügelt kam es in Deutschland immer wieder zu Streikbewegungen für den Frieden. Mit dem Ziel an der Heimatfront für Ruhe zu sorgen, wurde Friedrich Ebert als Vorsitzender der SPD in die Kaiserliche Regierung eingebunden. SPD-Ebert konnte und wollte dort aber kein Friedensabkommen durchsetzen. Anfang Oktober 1918 trat der Spartakusbund zu einer illegalen Konferenz zusammen und formulierte dort die Forderungen zu einer revolutionären Beendigung des Krieges. Zwar war man sich einig, dass objektiv die Situation reif sei für eine sozialistische Arbeiterrevolution, die den Kaiser verjagen und den Krieg beenden würde. Allerdings wussten die Spartakisten auch, dass in der Arbeiterklasse noch zu wenig revolutionäres Bewusstsein vorhanden war. Die KommunistInnen wollten die arbeitenden Menschen in einem Kampf um Demokratisierung führen, ohne den der Kampf um eine Umwälzung der kapitalistischen Gesellschaft nicht geführt werden kann.
REVOLUTION STATT KAISERLICHEM KRIEG
1918 wurde die Militärische Situation immer aussichtsloser und selbst in der Obersten Heeresleitung glaubte niemand mehr an einen Sieg der Mittelmächte, also dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten. Ende Oktober erhielt das dritte Hochseegeschwader den Befehl zum Auslaufen. Doch statt in einem aussichtslosen Kampf den Heldentod zu sterben, rebellierten die „Arbeiter in Matrosenuniform“. Zwar wurden die Anführer des Aufstands festgesetzt, aber die Flotte lief wieder in ihren Heimathafen in Kiel ein. Dort kam es zur Gründung von Arbeiter- und Soldatenräten (also selbstgewählten Vertretern) und Großdemonstrationen gegen den Krieg.
Dieses Beispiel machte Schule und in den darauffolgenden Tagen gründeten sich überall in Deutschland neue Arbeiter- und Soldatenräte. Die vom Kaiser zur Aufstandsbekämpfung zurückbefohlenen Fronttruppen verbrüderten sich fast überall mit den revolutionären Kräften und Kaiser Wilhelm musste schlussendlich zurücktreten.
SPD UND IHRE BLUTWEIHNACHT
Am 9. November 1918 rief Karl Liebknecht in Berlin die „Freie Sozialistische Republik Deutschland“ aus. An einem anderen Ort in Berlin stand Philipp Scheidemann. Er war bisher der Generalsekretär der Kaiserlichen Kriegsregierung. Der SPD-Mann Scheidemann ruft nun stattdessen die „Deutsche Republik“ aus. Denn auch wenn die SPD die Arbeiterrevolution immer bekämpft hatte, die schließlich den Kaiser verjagt hatte, versuchte sie sich nun an die Spitze der Volksbewegung zu setzen um die Massen zu beruhigen und in für sie ungefährliche Richtungen zu lenken. Am 10. November gründete sich dann der ‚Rat der Volksbeauftragten‘ der aus Vertretern der SPD und der USPD zusammengesetzt war. Die USPD, das war eine linkssozialdemokratische Abspaltung, die aus Protest gegen die Kriegspolitik der SPD-Führung im Jahr 1916 entstanden war. Sie kämpfe in der Novemberrevolution vielerorts zusammen mit den Kommunisten und sollte nun per Einbindung in den ‚Rat der Volksbeauftragten‘ wieder an die staatstragende SPD gebunden und damit ungefährlich gemacht werden.
An der Spitze des Rates stand SPD-Ebert. Er telefonierte noch am selben Abend mit Vertretern der Kaiserlichen Armee um die Konterrevolution einzuleiten. An Weihnachten 1918 griffen die nach Berlin beorderten Gardedivisionen auf Befehl der SPD-Regierung die revolutionäre Volksmarinedivision an. Dieser Angriff konnte durch die Hilfe herbeieilender Arbeiter abgewehrt werden. Aber die Konterrevolution marschierte weiter. Immer wieder kam es zu Angriffen auf rote Arbeiter und Soldaten. Damit diese sich für einen konsequenten Kampf gegen Krieg und Imperialismus sammeln können, gründete sich am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Ihr Vorsitzendenden wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
[Cyril, Frankfurt]
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