Aufmarsch gegen China
Übernommen von Unsere Zeit:
Die laufenden Kriege des US-Imperiums und seiner Vasallen gegen die Kernstaaten der Eurasischen Kooperation (Russland, China, Iran) in Osteuropa und Südostasien stellen aus Sicht der US-Neokonservativen bekanntlich nur den Auftakt zum eigentlichen Showdown dar, dem Krieg gegen die Volksrepublik China. China gilt ihnen als der wichtigste Herausforderer, ein Land, das strategisch geschwächt werden muss, wenn die unangefochtene Weltmachtposition der USA erhalten beziehungsweise wieder hergestellt werden soll. Ein Ziel, das in der Sicht Washingtons den Einsatz des Militärs zwingend erfordert. Ebenso ist klar, dass die Uhr tickt und die Zeit gegen die USA arbeitet.
Seit 2018 stehen die zweijährlich stattfindenden RIMPAC-Manöver (Rim of the Pacific) ganz im Zeichen dieser Kriegsvorbereitungen. China, das 2014 und 2016 noch an RIMPAC beteiligt war, wurde 2018 ausgeladen und gilt seither als mehr oder weniger klarer Manövergegner. Für China sprang 2016 die Bundesmarine ein. In diesem Jahr mit einer Fregatte, einem Versorgungsschiff und drei Eurofightern. RIMPAC 2024 fand vom 28. Juni bis 2. August vor den Küsten Hawaiis mit 150 Flugzeugen, 40 Überwasserschiffen und drei U-Booten statt. Um internationale Unterstützung zu demonstrieren, hatte Washington 29 Staaten zur Teilnahme nötigen können. Neben den Kriegsverbrechern aus Israel und den üblichen europäischen und asiatischen Vasallen waren auch Staaten des Globalen Südens wie Chile, Peru, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Indonesien, Malaysia, Sri Lanka, Thailand, Tonga und die Philippinen mit von der Partie. Allerdings auch die BRICS-Staaten Brasilien und Indien. Probleme mit der Teilnahme Israels schien kaum jemand zu haben.
Allerdings sollte die maritime Stärke der 28 RIMPAC-Teilnehmer außerhalb der US-Navy nicht überschätzt werden. Wenn es zum Schwur kommt, dürften kaum alle an Bord des Himmelfahrtskommandos bleiben, dann zählen die Fähigkeiten der US-Navy und sonst kaum etwas. Hier werden die US-Kräfte selbst antreten müssen, alle anderen sind für dieses Unternehmen deutlich zu schwach.
Ebenso wie in Europa haben die nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Einflussorganisationen, Propaganda- und Führungsstrukturen des US-Imperiums auch im ostasiatisch-pazifischen Raum effektive Arbeit geleistet. Trotz der eigenen massiven Handels- und Infrastrukturinteressen, die eine friedliche Kooperation mit der Volksrepublik eigentlich zwingend machen sollten, ist es der Soft-Power Washingtons geglückt, wichtige Regierungen dieses Raumes – trotz des Menetekels Ukraine – auf einen extrem selbstschädigenden Kriegskurs zu verpflichten.
Ähnlich wie in Europa beginnt nun das US-Militär landgestützte Mittelstreckenraketen und Cruise-Missiles auch vor der Küste Chinas, auf den Philippinen, zu stationieren. Angeblich um China von einer Invasion Taiwans abzuhalten, für die es keine Belege gibt. Seit 1987 waren diese Waffen durch den INF-Vertrag verboten. Donald Trump stieg 2019 aus dem Vertrag aus. Der Zweck ist heute nicht mehr zu leugnen. Es geht um nicht weniger als die atomare Erpressbarkeit Russlands und Chinas. Präsident Ferdinand Marcos jr. hat alle Bemühungen seines Vorgängers Rodrigo Duterte, eine gewisse Unabhängigkeit vom Imperium zu erreichen, in die Tonne getreten und das Inselreich wieder in seine frühere koloniale Hörigkeit zurückversetzt. Die Philippinen werden momentan zum unsinkbaren, atomar bewaffneten US-Flugzeugträger vor der Küste Chinas ausgebaut und damit ebenso wie Deutschland zum Ziel eines eventuellen atomaren Gegenschlags. Die neue Rückendeckung durch Washington verleitet die Regierung in Manila zu provokativem Vorgehen gegen die chinesischen Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer. Eine ähnliche Rolle wie Ferdinand Marcos jr. sind offenbar Anwar Ibrahim in Malaysia, Fumio Kishida in Japan und Yoon Suk-yeol in Südkorea zu spielen bereit.
Diese servile Unterwürfigkeit gefällt nicht allen in der Region. Von Hawaii bis Australien und rund um den Pazifik formieren sich Bewegungen gegen die Verwandlung ihres Lebensraums in einen antichinesischen Aufmarschplatz. Besonders bekannt geworden ist der Kampf der Unabhängigkeitsbewegung der von Frankreich Nouvelle-Calédonie (Neukaledonien) genannten Kanaky-Inseln. Die reichen Nickelvorkommen der 1.200 Kilometer östlich von Australien gelegenen Inseln haben Paris veranlasst, sein anachronistisches Kolonialregime im südlichen Pazifik trotz der Proteste mit Waffengewalt weiter aufrecht zu erhalten, um sich weiterhin trotz des Verlustes der Subsahara-Region das „Prestige“ einer Kolonialmacht einreden zu können. In der Ukraine hat sich Russland gegen die gesamte NATO durchsetzen können. Das macht Mut. Selbst im Südpazifik.
Quelle: Unsere Zeit