Will der Erzbischof einen neuen »Klëppelkrich« gegen die Gemeinde Differdingen anzetteln?
Nach der von der Regierung und der Chamber beschlossenen halbherzigen Trennung von Kirchen und Staat, die zum 1. Mai 2018 in Kraft trat, hatte sich der Differdinger Gemeinderat am 11. Juli dieses Jahres einstimmig für die Entweihung der Kirche in Lasauvage ausgesprochen.
Die der »Sainte-Chapelle« in Paris nachempfundene Kirche »Ste Barbe« in Lasauvage hatte die »Société des Hauts Fourneaux de Longwy et de Lasauvage« samt des daneben stehenden Pfarrhauses mit einem Schenkungsakt am 14. Dezember 1923 der Differdinger Gemeinde überlassen.
Im ehemaligen Pfarrhaus befindet sich seit 2012 das Hotel-Restaurant »Le Presbythère«, die Kirche steht hingegen die allermeiste Zeit im Jahr leer und muss zudem dringend instand gesetzt werden. Die Gemeinde denkt seit längerem über solche Renovierungsarbeiten nach, und will das Gebäude in Zukunft zu kulturellen Zwecken nutzen.
Nach dem Votum vom 11. Juli 2018 hatte die Gemeindeverwaltung den Erzbischof von Luxemburg angeschrieben, doch der weigert sich, die Entweihung der Kirche vorzunehmen und lehnt einen nachträglich erfolgten Vorschlag der Gemeindeverwaltung ab, das kommunale Gebäude, wenn es denn einer kulturellen Bestimmung zugeführt wurde, auch für katholische Gottesdienste zur Verfügung zu stellen.
In seiner Stellungnahme erinnerte der kommunistische Rat Ali Ruckert daran, dass die katholische Amtskirche, die bis heute Großgrundbesitzer ist, seit Jahrhunderten das Privateigentum für heilig erklärte. Soll das nun, da die Gemeinde im Besitz einer Kirche ist, nicht mehr gelten?
»Will Erzbischof Jean-Claude Hollerich mehr als 200 Jahre später einen neuen “Klëppelkrich“ gegen die Differdinger Gemeinde entfachen?«, fragte der KPL-Rat in Anlehnung an den von der katholischen Amtskirche und Feudalherren angezettelten Bauernaufstand von 1798, dies nachdem in Folge der französischen Revolution die Privilegien des Klerus in Luxemburg abgeschafft, eine Reihe Kirchen geschlossen und junge Luxemburger für die französischen Revolutionstruppen rekrutiert wurden. Die Teilnahme an dem von den reaktionären Kirchen- und Feudalfürsten heraufbeschworenen Aufstand, der von den französischen Revolutionstruppen niedergeschlagen wurde, bezahlten viele Luxemburger mit dem Leben.
Der kommunistische Rat kritisierte die extremistische Haltung des Erzbischofs und sprach sich klar für ein zweites Votum für die Entweihung der Kirche aus.
Er sah aber auch kein Problem darin, das Gebäude der katholischen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, sollte das Bedürfnis bestehen dort ein- oder mehrere Male im Jahr Messen oder andere Veranstaltungen durchzuführen.
Für die Entweihung stimmten am Mittwoch ein zweites Mal die Räte von Déi Gréng, CSV, LSAP und KPL, die DP-Räte, die am 11. Juli noch dafür gestimmt hatten, enthielten sich.
Einstige Gasgebläse-Zentrale der HADIR wird nationales
Monument
Einstimmig akzeptierte der Gemeinderat den Vorschlag des Kulturministeriums, die einstige Gasgebläse-Zentrale der HADIR, die im Besitz von ArcelorMittal ist, als nationales Monument zu klassieren. In dem Gebäude befindet sich immer noch die »Groussgasmaschinn«, die bereits auf der Liste der zu schützenden Monumente steht.
Die einstige Gasgebläse-Zentrale wurde 1906 erbaut und in den 1930er Jahren ausgebaut und hat eine Länge von 120 Metern und eine Breite von 30 Metern.
KPL-Rat Ali Ruckert begrüßte in seiner Stellungnahme, dass Zeugen der industriellen Geschichte erhalten werden, auch um an die revolutionären technischen Prozesse und Produktionsanlagen zu erinnern, die seinerzeit in Luxemburg entwickelt wurden. Aber das sei Vergangenheit, da die ARBED und die Arcelor ihre Forschungszentren und Anlagenbaubetriebe an ausländische Konzerne verkauft haben.
Es sei nichts gegen den Erhalt von ausgedienten, wichtigen Industrieanlagen einzuwenden, aber die KPL kritisiere, dass die politischen und sozialen Kämpfe, welche die Stahlarbeiter führten, als diese Industrieanlagen noch in Betrieb waren, systematisch ausgeklammert werden. Das geschehe absichtlich, weil verhindert werden soll, dass daraus Schlussfolgerungen für die heutige Zeit gezogen werden können.
Eine neue Schule mit »Maison Relais« für Niederkorn
Mit einem weiteren einstimmigen Votum gab der Gemeinderat grünes Licht für den Bau einer Grundschule und einer »Maison Relais« im Wohnviertel »Mathendahl« in Niederkorn. Die Gebäude, die für das Schuljahr 2021/22 fertiggestellt werden sollen, sollen voraussichtlich 14,1 Millionen Euro kosten, vorausgesetzt der Kostenvoranschlag wird nicht überschritten.
Portal der Kirche »Ste Barbe« in Lasauvage (Foto: zlv)
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