Wie die NATO den Verstand hackt
Übernommen von Unsere Zeit:
Bis vor wenigen Jahren konzentrierte sich die NATO-Strategie noch auf die klassischen operativen Bereiche der Kriegsführung: Luft, See, Land, Weltraum und Cyber (virtueller Raum). Im Zuge des Fortschritts der Neuronalwissenschaften hat sich die NATO innerhalb der letzten acht Jahre verstärkt auf das Feld der kognitiven Kriegsvorbereitung und Kriegführung verlegt und die „menschliche Domäne“, genauer das menschliche Gehirn, das Denken und den emotionalen Apparat, als Angriffsziel entdeckt. Bewusst wird dabei sowohl mit Ängsten und Verunsicherung als auch mit der Kanalisierung von Informationen und gesteuerter Meinungsbildung gearbeitet, sowohl was den inneren und äußeren „Gegner“ betrifft, als auch die „Zweifler“ in den eigenen Reihen. Es erübrigt sich, Beispiele der praktischen Umsetzung des Kriegsvorbereitungskonzepts zu nennen, wer öffentlich-rechtliche Medien konsumiert, kennt sie.
Woher die Muster dafür stammen und welcher Werkzeuge sich NATO und angeschlossene Think-Tanks und Redaktionsstuben bedienen, erfährt man unter den folgenden Links:
1. Das Gehirn als Waffe einsetzen: Fortschritte in den Neurowissenschaften lösen Debatte aus
2017. Von James Giordano (Professor für Neurologie und Biochemie, Georgetown University Medical Center, Washington, früherer Berater im EU Human Brain Project und der Defense Advanced Research Projects Agency(DARPA))
2. „Cognitive Warfare“: Die NATO plant den Krieg um die Köpfe (PDF)
Von Jonas Tögel. „Seit 2020 treibt die NATO Planungen für einen psychologischen Krieg voran, der gleichberechtigt neben den fünf bisherigen Einsatzgebieten des Militärbündnisses (Land, Wasser, Luft, Weltraum, Cyberspace) stehen soll (…)In NATO-Dokumenten ist von „Cognitive Warfare“ – geistiger Kriegsführung – die Rede. Wie konkret ist das Vorhaben, welche Schritte wurden bislang unternommen und gegen wen richtet es sich?“
3. Die Kognitive Kriegsführung der NATO
Von Jonas Tögel. „(…) Die sogenannte ‚Kognitive Kriegsführung‘ (‚Cognitive Warfare“), die als die ‚fortschrittlichste Form der Manipulation‘ bezeichnet wird. Diese nimmt die Psyche jedes Menschen direkt ins Visier, mit einem ganz bestimmten Ziel: unseren Verstand wie einen Computer zu ‚hacken‘.“
4. Kognitive Kriegsführung: Bewusstsein und Resilienz
Mai 2021. Johns Hopkins University & Imperial College London. „Der Vorteil in der kognitiven Kriegsführung geht an denjenigen, der sich zuerst bewegt und Zeit, Ort und Mittel der Offensive wählt.“
Juli 2024. „Da Desinformationskampagnen über nationale Grenzen hinausgehen, erfordert ihre Bekämpfung den Aufbau von Partnerschaften mit Regierungen, privaten Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Diese Partnerschaften sollten sich auf die Entwicklung gemeinsamer Standards, Frühwarnsysteme, koordinierte Reaktionen auf groß angelegte Desinformationskampagnen und Mechanismen zur Verfolgung und Eindämmung böswilliger Aktivitäten in verschiedenen Informationsumgebungen konzentrieren.“
Cognitive Warfare – der „Gamechanger“ des 21. Jahrhunderts? Commander Cornelis van der Klaauw (Strategic Communications and Information Operations, NATO Joint Warfare Centre)
Interview mit dem Chief Digital and Artificial Intelligence Officer des Pentagons, Craig Martell.
„Frage: Das Ziel ist also die globale Informationsdominanz? Was brauchen Sie, um erfolgreich zu sein?
Antwort: Wir kommen endlich zur netzwerkzentrierten Kriegsführung – wie man die richtigen Daten zur richtigen Zeit an den richtigen Ort bringt.“
8. Was ist kognitive Kriegsführung?
„Das Ziel ist es, Ihren Geist dauerhaft zu formen, um sicherzustellen, dass Ihr Verhalten vorhersehbar ist und Sie tun, was Ihnen gesagt wird. Dies ist eine Form der Knechtschaft, wohl die extremste Form der Knechtschaft.“
9. Über den Krieg der Zukunft (PDF)
„Krieg der Zukunft?! Operative Herausforderungen des MultiDomain Battlefield für die Bundeswehr“, Hintergrundinformation Presse, Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst 2020
10. „Nachgefragt“ zur hybriden Kriegsführung
Oberst Johann Schmid: „Wir haben es hier mit einer Form der Kriegsführung zu tun, die nicht nur die militärische Domäne nutzt, sondern auch eine Vielzahl von nichtmilitärischen Bereichen.“ (…) „Der militärische Kampf ist das eine, der Propagandakrieg das andere. Der Wirtschaftskrieg kommt vielleicht ergänzend dazu, und der gesellschaftliche Kulturkampf mag das vielleicht abrunden.“
11. Handbuch Innere Führung (PDF)
Nicht nur nach Außen, sondern gerade auch nach Innen geschlossen.
Aus dem „Geleitwort“ Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr:
„Von entscheidender Bedeutung ist jedoch die aller Einsatzbereitschaft zugrunde liegende Kampfmoral. ‚Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen‘ – ein Grundsatz des Kalten Krieges – ist in der Zeitenwende nicht mehr ausreichend.
Wir müssen gewinnen wollen – weil wir gewinnen müssen.“
Quelle: Unsere Zeit