Westjordanland: Tote, Zerstörung und massive Vorwürfe gegen israelische Armee
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Dschenin, Westjordanland. Die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen im Westjordanland haben erneut tödliche Opfer gefordert. Inmitten der eskalierenden Gewalt erhoben palästinensische Quellen schwere Vorwürfe gegen die israelischen Streitkräfte. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA soll am Montag die 16-jährige Ludschain Osama Musla während einer Razzia in der Stadt Kafr Dan nahe Dschenin von israelischen Soldaten erschossen worden sein. Das Mädchen verblutete, da Rettungskräfte über eine halbe Stunde lang daran gehindert wurden, den Tatort zu erreichen. Diese Vorwürfe basieren auf Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds.
Der Tod des Mädchens reiht sich in eine Serie von tödlichen Vorfällen ein, die sich seit Beginn der jüngsten israelischen Militäroffensive im Westjordanland häufen. Seit Mittwoch der Vorwoche wurden nach WAFA-Angaben 32 Palästinenser getötet, darunter 19 in Dschenin, sechs in Tulkarem, vier in Tubas und drei in Hebron. Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Zahl der im Westjordanland getöteten Palästinenser auf 683 gestiegen.
Am Dienstagmorgen ereignete sich ein weiterer Vorfall in der Stadt Tulkarem. Ein 14-jähriger Junge wurde von einem israelischen Scharfschützen erschossen, als er gemeinsam mit seinem Vater auf dem Weg zur Moschee war. Laut der Al-Dschasira-Reporterin Nida Ibrahim wurde der Junge in den Hals getroffen, während sein Vater durch Schüsse schwer verletzt wurde. Dieser Fall ist einer von vielen, die die eskalierende Gewalt durch die israelische Armee und zugleich auch das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung verdeutlichen.
Neben den menschlichen Verlusten verursacht die israelische Militäroffensive auch erhebliche Schäden an der zivilen Infrastruktur. Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigen, wie israelische Bulldozer in Dschenin ganze Straßenzüge aufreißen. Geschäfte, Wohnhäuser und sogar Anlagen der Wasser- und Stromversorgung wurden zerstört, was das alltägliche Leben der Bevölkerung nahezu verunmöglicht.
Zusätzlich zu den Angriffen wurden laut Angaben des Palestinian Prisoner’s Club seit Montagabend Dutzende Palästinenser verhaftet. Die anhaltenden Razzien im Westjordanland sorgen für Unruhe und Angst in der Bevölkerung, während die israelische Armee erklärt, angeblich gegen Terroristen vorzugehen.
Die britische Zeitung „The Guardian“ zitiert Zeugen, die schwere Misshandlungen durch die israelischen Soldaten beschreiben. Nach Angaben eines Bäckers aus dem Flüchtlingslager Nur Schams wurden alle männlichen Familienmitglieder, darunter auch Kinder, in den frühen Morgenstunden von Soldaten zusammengetrieben, gefesselt und in ein Lagerhaus gebracht. Dort sollen sie stundenlang verhört und geschlagen worden sein. „Es gab keine Gnade, auch nicht gegenüber Kindern“, berichtete der Bäcker.
Ebenfalls vom „Guardian“ dokumentiert wurde, wie israelische Soldaten ein palästinensisches Mädchen als menschliches Schutzschild missbraucht haben sollen. Dem Bericht zufolge wurde die zehnjährige Malak von ihrer Familie getrennt und gezwungen, den Soldaten beim Durchsuchen ihres Hauses zu helfen, während diese sich hinter ihr versteckten, bereit, auf potenzielle Feinde zu schießen. Dieser Einsatz von Kindern als Schutzschilde wird international als Kriegsverbrechen geächtet.
Quelle: junge Welt
Quelle: Zeitung der Arbeit