Die Tarifrunde der Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche
Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:
Lukas Maar
Seit dem Frühjahr laufen die Vorbereitungen für die nun stattfindenden Verhandlungen zwischen den Arbeitgeberverbänden der Gesamtmetall und der IG Metall vertreten durch die jeweiligen Bezirke. Gestartet wurden die Vorbereitungen dafür mit der Beschäftigtenbefragung, bei der knapp über 318.000 Menschen aus ca. 2700 Betrieben teilnahmen. Das Ergebnis war eindeutig. Die Beschäftigten sind nicht mehr bereit zu verzichten, um die Profite der Arbeitgeber in die Höhe zu treiben. Gerade unter den Azubis und Studenten – die Gruppe mit den geringsten Einkommen – wurde dies deutlich.
Sie gaben zu 93% an, dass sie unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten leiden. Dafür brauchte die Jugend der IG Metall allerdings keine Befragung, deshalb hatten sie sich bereits nach der Tarifrunde 2022 aufgestellt, um eine Jugendforderung vorzubereiten und nutzten die lange Laufzeit erfolgreich dafür. Das erste Mal seit über zehn Jahren wurde zusammen mit der 7%-Forderung eine Jugendforderung von 170 € beschlossen.
Die Arbeitgeber jedoch versuchen mit allen Mitteln die Kampfkraft der Beschäftigten zu schwächen. Die Tarifrunde wird begleitet von enormen Angriffen auf die Arbeiter. Die angedrohte Vernichtung von zehntausenden Stellen, wie bei VW, ZF oder Thyssen sollen die Beschäftigten verängstigen und spalten. Doch bereits nach dem ersten Angebot der Arbeitgeber wurde deutlich, dass die Beschäftigten bereit sind für ihre Forderungen zu kämpfen. Noch vor dem Ende der Friedenspflicht organisierten sie Aktionen in Betrieben und vor Verhandlungsstätten.
Das Angebot der zweiten Verhandlungsrunde beinhaltet eine Erhöhung von 1,7% und eine zweite Erhöhung von 1,9% nach 12 Monaten, allerdings gäbe es die ersten 9 Monate nichts und die Laufzeit läge bei 27 Monaten. Das wäre ein weiterer Reallohnverlust. Die Jugend könne nur etwas bekommen, wenn man dieses Angebot noch reduziert. Ein weiterer Spaltungsversuch. Doch 216.000 Beschäftigte zeigten in den ersten vier Tagen auf Warnstreiks, dass sie sich durch Spaltungsversuche nicht von ihrer Forderungen abbringen lassen. Gerade die Jugend zeigt sich mit eigenen Aktionen, wie z.B. einem Azubiwarnstreik in Ingolstadt mit 5000 Teilnehmern, kampfbereit und beflügelt damit die gesamte Tarifbewegung.
Zwischen Forderung und Angebot liegt jedoch noch immer eine große Differenz, denn in der dritten Verhandlungsrunde verbesserten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht. Die Gewerkschaftsspitze, vertreten durch Christiane Benner, drängt auf einen schnellen Abschluss im Sinne der Sozialpartnerschaft. Dabei kann weder die Spitze der IG Metall noch die Arbeitgeber ignorieren, dass die Beschäftigten ihren Frust über die Profitgier zahlreich auf die Straßen tragen und mit einer schnellen Einigung auf Kosten der Arbeiter nicht zufrieden sein werden.
Nun kommt es für die Beschäftigten darauf an, die Kampfbereitschaft in den Betrieben, insbesondere die der Jugend, weiterhin zu stärken, den Kampf zu intensivieren und einen verfrühten Abschluss abzuwenden.
Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben