22. November 2024

Rote Rosen für Jane und Teddy

Übernommen von Unsere Zeit:

Wenn die „Textilen“, wie die DKP-Grundeinheit Textilarbeiter mit Basis in Lauchhammer gerne genannt wird, zur Veranstaltung rufen, ist Marion Baurs Leinenweberei stets ausgebucht. So war es auch am Samstag, den 2. November. Das Thema „Rechtsentwicklung, Rassismus, Fremdenhass – Woher kommt das, was kann man dagegen tun?“ wurde von drei Referenten in großer Tiefe und aktionsbezogen behandelt.

„Was die drei in jeweils unter zehn Minuten darlegten, war erstaunlich – unser Publikum, wie immer hauptsächlich aus arbeitenden Menschen bestehend, war begeistert. Keiner ging weg, ohne neue und nach vorne weisende Gedanken mitzunehmen“, sagte Gruppenvorsitzende Marion Baur im Anschluss. Mit dem Weggehen war es so eine Sache – das folgende Kulturprogramm und die Musiksession dauerten bis nach Mitternacht.

Steffen Schaller (Spartakist-Arbeiterpartei) zog die Verbindung zwischen schlechter Politik der regierenden Parteien, besonders der Sozialdemokraten, der daraus folgenden bitteren Enttäuschung der arbeitenden Menschen und ihrem Zuwenden zu sogenannten „Alternativen“ wie der AfD. Seine Schlussfolgerung: Im gemeinsamen Kampf linker Kräfte gegen Kriegspolitik und Arbeitsplatzvernichtung wird sich eine echte Alternative entwickeln lassen. Paula von der SDAJ-Gruppe Cottbus erstaunte die Zuhörer mit ihrer Analyse der Ursachen von Faschismus. Sie legte großen Wert auf richtige Definitionen. Nur wenn wir wüssten, was Faschismus sei, könnten wir die richtigen Gegenstrategien entwickeln, so der Tenor ihrer Ausführungen. Sie sieht solidarisches Handeln der Jugend in der Aktion als sehr wichtig an. Wenn die Jugendlichen solidarisch handeln, merken sie, dass sie weder den Staat noch irgendwelche Rechten brauchen. Der mit Abstand charismatischste Redner des Abends, Mario Berrios–Miranda, sprach für die DKP. Der in Chile geborene und auf der Flucht vor den Pinochet–Faschisten nach Deutschland gekommene Genosse belegte mit sehr verständlicher Logik, dass die Ursachen der Rechtsentwicklung seit geraumer Zeit bei den herrschenden bürgerlichen Parteien und ihrer rassistischen Politik zu suchen seien, nicht ausschließlich bei den „neuen Rechten“. Er ging in der folgenden Diskussion mit großer Geduld auf die vielen Fragen ein.

Ohne Kulturprogramm geht es in der Leinenweberei nicht. Wolle Klötze (Singeclub Ernesto Che Guevara) rockte das Haus mit seiner ureigenen Mischung aus traditionellen Arbeiterliedern und internationalen Songs. Bei „Avanti Popolo“ in vier Sprachen tobte das Haus. Ganz und gar ungewöhnlich gestaltete sich der erste Auftritt von Jane Zahn in Lauchhammer. Die Kabarettistin und Liedermacherin begann mit zwei jiddischen Liedern, vor ihren eigenen Stücken. Besser hätte das Thema des Abends künstlerisch nicht erfasst werden können – sie nahm die Herzen der Zuhörer im Sturm und kam nicht ohne mehrere Zugaben weg.

Typisch für die Atmosphäre des Abends: Jane Zahn erhielt von Werner Becker, der aus Brandenburg an der Havel angereist war, einen Straus roter Rosen. Nach der ersten Überwältigung und Freude entschied sie, diese am gerade von der DKP-Gruppe hergerichteten Thälmann–Denkmal in Lauchhammer–Ost niederzulegen. Eine Gruppe von Gästen und Mitgliedern unserer Grundeinheit fuhr am Sonntagmorgen am Denkmal vor, legte Blumen nieder und sang mit Jahne Zahn den „Kleinen Trompeter“.

Quelle: Unsere Zeit

UZ - Unsere Zeit