Es braucht mehr als Gewehre, eine Frau zu töten
»Unity«, die Wochenzeitung der Kommunistischen Partei Irlands, veröffentlichte aus Anlass des 100. Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht eine Sonderbeilage. Wir dokumentieren daraus in einer von Hermann Glaser-Baur übersetzten Fassung den Artikel von Marion Baur. Sie wurde in Wilhelmshaven als Tochter eines Schneiders geboren. Seit Verlassen der Schule befasst sie sich mit Textilien, als Verkäuferin und als Weberin und leitet heute in Nordirland eine Weberei. Seit 1982 ist sie als aktive Kommunistin erst in der DKP und nun in der KP Irlands (CPI) organisiert.
Wenn die irischen Kommunistinnen und Kommunisten ihre Schwestern in vielen Ländern an diesem Tag grüssen, dann tun wir das in Erinnerung an die brutale Ermordung Rosa Luxemburg’s durch deutsche Elite-Soldaten am 15. Januar 1919. Der »Adler der Revolution«, wie Lenin sie nannte, lebt weiter – in unseren Herzen und besonders in unseren Hirnen.
Rosa und ihre riesige politische Hinterlassenschaft wurden und werden von vielen »mit Beschlag genommen«: Sozialdemokraten aller Schattierungen und auf der ganzen Welt, Menschen, die ihre Wurzeln in den Theorien Trotzkis sehen, selbst von Liberalen. Richtigerweise loben sie ihren Mut, ihren aufopfernden Kampf für die Arbeiterklasse. Sie lieben ihre »Spontaneitäts-Theorie«, sie bewundern ihren tiefen Respekt vor der Meinung Andersdenkender. Sie sind beeindruckt von ihrer stets bewahrten Würde, die alle Briefe aus der Haft ausstrahlen.
Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, es gibt in Europa keine andere revolutionäre Persönlichkeit, deren Grab Jahr für Jahr von so vielen Menschen besucht wird, wie das von Rosa (und ihres Genossen im Leben und im Tod, Karl Liebknecht). Auch in diesem Januar sind wieder mehr als 100.000 Männer und Frauen unterwegs, um auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde ihren Respekt zu erweisen. Sie wissen, dass das »Grab« nur eine Tafel ist, Rosas Überreste wurden nie aus dem Landwehrkanal geborgen.
Vor allem junge Bewunderer Rosas sind oft nicht über den wichtigsten Aspekt ihres Lebens informiert – es ist unsere Aufgabe, das zu sagen: Rosa war von früher Jugend an rebellisch gegen den Kapitalismus. Sie war eine militante Kriegsgegnerin. Sie brach mit den Sozialdemokraten (SPD) und ging mit den »Unabhängigen« (USPD) – in bitterer Opposition gegen die SPD-Unterstützung des imperialistischen Ersten Weltkriegs.
Diese politische Biographie brachte ihr Verbannung aus Parlamentssitzungen, Anzeigen, Gerichtsverfahren, Verhaftungen, Gefängnis… Doch all dies wurde am 1. Januar 1919 Nebensache: Rosa und Karl standen vor dem Gebäude des Preusischen Landtags und erklärten den Menschen, dass die Kommunistischen Partei Deutschlands gegründet worden war!
Rosa beschrieb diesen revolutionären Schritt: »Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner.« Das war ihr und Karls Todesurteil. Nur 15 Tage nach der KPD-Gründung wurden beide getötet, ein weiterer KPD-Mitgründer, Leo Jogiches, kurz danach.
Es ist sehr ermutigend, zu erleben, dass so viele junge Menschen aus der Arbeiterklasse von Rosa fasziniert sind. Manchmal wirkt es störend, wenn »falsche Propheten« in diesem Fahrwasser zu schwimmen versuchen. Die Wahrheit jedoch, wird sich durchsetzen: Rosa lebte und starb als »eine von uns«, als Kommunistin. Ihr Programm lebt weiter in unserem Programm!
Quelle: Unity / RedGlobe