Wer will denn schon Schrott produzieren?
Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:
Paul Otto
„Sie sind auf der Suche nach einer neuen spannenden Herausforderung in einem Umfeld voller Innovationen und modernster Technologie? – Dann sind Sie bei uns genau richtig!“ Eine Firma bietet aktuell über Stellenanzeigen weltweit mehr als 1.200 Jobs an. Gesucht werden Ingenieure, Industriemechaniker, Logistikmanager und weitere Qualifizierte. Geboten wird u.a. eine attraktive Vergütung, flexible Arbeitszeitmodelle, eine betriebliche Altersvorsorge, ein Betriebsrestaurant, Sonderkonditionen für Fitnesscenter usw. Die Firma heißt Rheinmetall, einer der 70 Standorte ist Unterlüß in der Südheide bei Celle.
2021 explodierte auf dem Firmengelände ein Munitionsbunker. Laut der Celler Zeitung sei der Knall selbst in rund 15 Kilometer Entfernung zu hören gewesen. Mehrere Anwohner berichteten von Erschütterungen in der Nacht. In einem Video von ntv sagt ein Anwohner „Hier wird der Tod produziert“. Der Rüstungskonzern Rheinmetall produziert in Unterlüß u.a. Panzer, Artillerierohre und Munition.
Rüstungsgüter sind unnütz und gefährlich
Eine Berufsperspektive in einem Rüstungsbetrieb und exportorientierten Waffenlieferanten ist für friedliebende Menschen nicht gerade ideal. Im besten Fall sind Rüstungsgüter einfach nur Schrott. Sie werden auf Halde produziert und verrotten mit der Zeit, bis sie als technisch überholt eingestuft und entsorgt oder an klamme Kunden in Übersee verkauft werden. Werden sie doch eingesetzt, so töten sie Menschen, zerstören Häuser, Schulen, Brücken, Fabriken und verseuchen ganze Landstriche. Beschäftigte in der Rüstungsindustrie produzieren Waren (Waffen), welche andere Waren (Gebäude, Infrastruktur) in Schrott verwandeln sollen.
Rüstungsgüter sind keine normalen Produkte, denn sie sind dem regulären Wirtschaftskreislauf entzogen. Wirtschaftsfachleute haben berechnet, dass sie damit einen Anteil zur Inflation beitragen. Rüstungsfirmen agieren vielmals ohne reale Konkurrenz, da sie bei den modernen komplexen Waffensystemen Allianzen bilden und als Kooperationspartner gemeinsam auftreten. Das macht sie oft zu Monopolanbietern, welche die Preise zumindest neuer Waffensysteme weitgehend diktieren können. Aus ureigenem Interesse an Bewaffnung und dem damit verbundenen Drohpotential akzeptiert der Staat teilweise abenteuerliche Gewinnspannen.
Rüstungskonzerne werden durch den Steuerzahler subventioniert
In Finanzbericht vom 7.11.2024 präsentiert Rheinmetall Rekordeinnahmen. Das operative Ergebnis wurde um 72 % auf 705 Millionen Euro gesteigert. Mit Waffensystemen und Munition erzielte Rheinmetall in den ersten 9 Monaten dieses Jahres einen operativen Gewinn von 21.8 %. Gewinne dieser Art sind letztlich ein Netto-Transfer von Steuergeld in die Taschen der Aktionäre, da Staaten die Kunden der Rüstungskonzerne sind. Die Steuerzahler subventionieren damit eine unnütze und gefährliche Branche, welche durch Rüstungsexporte auch international Unsicherheit schafft und Konflikte schürt.
In Deutschland ansässige Rüstungsbetriebe sind nach den USA zweitgrößter Waffenlieferant für die Ukraine und Israel. Anstatt in diesen Konflikten mit diplomatischen Initiativen deeskalierend zu wirken, werden diese durch umfangreiche Waffenlieferungen befördert. Mit Stand vom 20.11.2024 hat die Bundesregierung 106 Kampfpanzer und 140 Schützenpanzer neben vielen anderen Kriegsmaterialien in die Ukraine geliefert. Anfang Dezember sicherte Olaf Scholz der Ukraine weitere Rüstungsgüter im Wert von 650 Millionen Euro zu. Weitere Kunden des militärisch-industriellen Komplexes sind beispielsweise Saudi-Arabien und die Türkei. Dadurch sind die Rüstungsexporteure in diverse regionale Konflikte involviert.
Rüstungsproduktion als Symbol eines überlebten Wirtschaftssystems
Die eingangs erwähnten Vergünstigungen (übertarifliche Bezahlung, Betriebsrente etc.) für die Mitarbeiter von Rheinmetall können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Waffenkonzerne nicht nur die Arbeitskraft der hiesigen Arbeiter ausbeuten, sondern Produkte schaffen, die der Arbeiterklasse weltweit Tod und Zerstörung bringen. Unser Wirtschaftssystem beruht darauf, unerlässlich und mit steigendem Tempo, mittels der Ausbeutung von Arbeitskräften, immer mehr Materie in Waren umzuwandeln. Mit Waffen werden in kriegerischen Auseinandersetzungen diese Waren (Möbel, Gebäude, Infrastruktur, etc.) in periodischen Zeitabständen vernichtet, um wieder von vorne beginnen zu können. Somit verkörpert insbesondere die Waffenproduktion sinnbildlich den ganzen Widersinn des kapitalistischen Wirtschaftssystems.
Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben