26. Dezember 2024

Wünsche zu Weihnachten

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Es sollte eigentlich eine besinnliche Zeit sein, Weihnachtsfeiertage im Kreise der Familie, mit Freunden, mit vertrauten Menschen. Weihnachtsessen und Weihnachtsruhe. Doch die Zeiten, die sind nicht so. Krieg in der Ukraine, Kriege im Nahen Osten, Krisen in vielen Teilen der Welt. Nicht nur die allseits bekannten Wirtschaftskrisen, zudem die durch Unwetter und Klimaveränderungen verursachten Krisen.

Hinzu kommen veritable Regierungskrisen. In Frankreich kann niemand voraussagen, wie lange sich die Regierung halten wird, die der vor wenigen Tagen von Präsident Macron eingesetzte Premierminister am Abend vor Weihnachten präsentieren wollte. In dem anderen wichtigen EU- und NATO-Staat Deutschland hat nach dem vom Kanzler herbeigeführten Mißtrauensvotum ein neuer Wettkampf um die populärsten Ideen für eine neue Regierung eingesetzt, wobei sich sämtliche bisherigen Regierungsparteien gegenseitig mit Versprechungen überbieten, die sie schon in ihren bisherigen Regierungszeiten nicht einzuhalten gedachten.

Im mächtigsten Land der NATO weiß niemand vorauszusagen, womit der künftige Präsident seine Bevölkerung und die Welt nach der Amtsübernahme beglücken wird. Seine Weihnachtswünsche hat er zu einem großen Teil schon deutlich formuliert: Mehr Konkurrenzkampf gegen die EU, gegen Kanada, gegen China, gegen Mexiko und sicher viele andere Länder. Er will die Kontrolle über Grönland und über den Panama-Kanal. Zusammen mit seinem neuen Freund Elon Musk wird er ganz sicher noch etliche Ideen in die Welt setzen, mit denen er den Profit für sich und seine Milliardärs-Kumpane weiter ins Unendliche steigern kann.

Im Nahen Osten wünschen sich Netanjahu und Co. eine völlige Neuordnung, unter israelischer Ägide und mit Unterstützung der USA, möglichst ohne Einfluß der Türkei. Der türkische Machthaber wiederum wünscht sich die Auferstehung des Osmanischen Reiches. Auf diesem Weg gibt es für Netanjahu und für Erdogan allerdings immer noch einige Störenfriede, mit denen man irgendwie fertig werden muß. Wie das gemacht werden kann, wurde bereits mehrfach erprobt, wie im Irak und in Libyen, wo mit tatkräftiger Hilfe der NATO unerwünschte Regime, mit unbarmherzigen Sanktionen und schließlich mit Bomben und Granaten abgeschafft wurden, und deren Anführer gleich mit. In Syrien ist das gelungen mit Hilfe einer veritablen Terroristentruppe, deren Anführer quasi über Nacht vom Saulus zum Paulus gemacht wurde.

Es spielt keine Rolle, daß der Irak und Libyen damit in die Liste der gescheiterten Staaten erweiterten, auf der Länder wie der Sudan und Äthiopien einen führenden Platz einnehmen, neben solchen durch westliche Einmischung erst entstandenen Staaten wie der Südsudan oder Eritrea. Nach dem aktuellen Stand der Dinge wird auch Syrien dort neben dem Libanon einen der oberen Plätze finden.

Trotz allen bereits vorhandenen Elends und der Kriege und Krisen wünschen sich die führenden Politiker des Westens noch mehr Panzer, Kampfjets, Raketen und Granaten. Schließlich gilt es, in aller Welt für die Durchsetzung »unserer Werte« eintreten zu können.

Kein Platz auf all den Wunschlisten hat offenbar die alte christliche Weihnachtsbotschaft »Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen«. Dabei sollte sie doch eigentlich bei allen Wünschen zu Weihnachten ganz oben stehen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

ZLV