Oh, wie schön ist Panama
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Im Streit über die Kontrolle strategisch wichtiger Seewege und Militärstützpunkte in aller Welt hat der künftige USA-Präsident Donald Trump nachgelegt. Nachdem er schon in einer Art Weihnachtsbotschaft gefordert hatte, sein Land solle »Grönland besitzen«, Kanada zu seinem 51. Bundesstaat machen und den Panamakanal zurückerobern, wollte er am Dienstag nicht ausschließen, seine neokolonialen Ansprüche auch mit militärischer Gewalt durchzusetzen.
Auf die Journalistenfrage, ob er der Welt versichern könne, keinen militärischen oder wirtschaftlichen Zwang zur Durchsetzung seiner Forderungen anzuwenden, sagte Trump: »Nein.« Er werde sich »darauf nicht festlegen«, es könne sein, daß »man etwas tun muß«.
Das klingt zunächst einmal so, als wolle Trump seine »America First«-Politik, die in seiner ersten Amtszeit als Präsident angeblich »isolationistisch« ausgerichtet war, in seiner in anderthalb Wochen beginnenden zweiten Amtszeit deutlich aggressiver gegen andere Staaten durchsetzen.
In Panama, ein vom USA-Imperialismus 1903 geschaffener Staat in Mittelamerika, so groß wie Belgien, die Niederlande und Luxemburg zusammen und mit viereinhalb Millionen Einwohnern, werden Trumps Drohungen sehr ernstgenommen.
Und zwar in allen politischen Lagern. So erklärte der weit rechts stehende Präsident José Raúl Mulino zu Trumps Forderung, der den atlantischen und den pazifischen Ozean verbindende Panamakanal müsse »in vollem Umfang, schnell und ohne Frage« an die USA »zurückgegeben« werden, »jeder Quadratmeter des Kanals« gehöre zu Panama und werde »auch weiterhin« zu Panama gehören.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums appellierte Saúl Méndez, der Generalsekretär der Nationalen Bauarbeitergewerkschaft SUNTRACS, an die Bevölkerung, »wachsam zu sein, um die nationale Souveränität, unsere Selbstbestimmung und unseren Kanal zu verteidigen«. »Trump und sein imperialer Wahn«, so Méndez, könnten »nicht einen einzigen Zentimeter Land in Panama beanspruchen.«
Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, daß Trump seine Gebietsansprüche als USA-Präsident gegen NATO-Gründungsmitglieder wie Kanada oder Dänemark (zu dem Grönland gehört) durchsetzen wird, ist die in Panama vorherrschende Angst um die nationale Souveränität durchaus berechtigt.
Immerhin war es USA-Präsident Theodore Roosevelt, der 1903 einen Aufstand finanzierte, um Panama aus Kolumbien herauszulösen. Der neue Staat übertrug den USA umgehend die Kontrolle über einen zehn Meilen breiten Landstreifen, auf dem der im August 1914 eröffnete Panamakanal von den USA gebaut und mehr als 60 Jahre lang auch betrieben wurde. Erst nach Aufständen der Panamaer in den 60er und 70er Jahren und der Niederlage in Vietnam unterzeichnete USA-Präsident Jimmy Carter 1977 ein Abkommen mit Panama, demzufolge die Kontrolle über die Wasserstraße bis Ende 1999 vollständig zurückgegeben wurde und die USA den Kanal nun als »unveräußerliches Eigentum des panamaischen Volkes« ansehen.
Doch sämtliche Nachfolger Carters stellten die Panamakanal-Verträge wieder in Frage, bis George Bush senior Panama Ende 1989 bombardieren ließ, bevor USA-Soldaten einmarschierten und Präsident Manuel Noriega stürzten. Damals hieß es in Washington, die Invasion »gewährleiste« die »Integrität der Panamakanal-Verträge«.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek