Rosa-Luxemburg-Stiftung, 10. Januar 2025:
Erfurt, Kleine Synagoge, 6. Januar 2025 – Diskussion mit:
– Bodo Ramelow, Mitglied des Thüringer Landtags und Ministerpräsident a.D.
– Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen
– Dr. Angelika Timm, Nahostwissenschaftlerin und ehemalige Leiterin des Israel-Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Moderation: Dr. Florian Weis, Historiker, Co-Herausgeber der RLS-Reihe «Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken»
Angesichts der polarisierten Debatten um Israel und den Nahen Osten mag es schwerfallen sich dies vorzustellen: Doch seit dem 19. Jahrhundert bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein bestand eine Allianz zwischen beträchtlichen Teilen der jüdischen Emanzipationsbewegungen und der sozialistischen und Arbeiter*innenbewegung. Dies galt für das Russische Reich und die frühe Sowjetunion ebenso wie für Polen, für Großbritannien wie für die USA und ebenso für Südafrika, wo Jüdinnen und Juden weit überproportional auf Seiten der im Apartheid-System unterdrückten Schwarzen standen. Auch die kommunistischen, gewerkschaftlichen und antikolonialen Bewegungen in Tunesien und Marokko hatten zahlreiche jüdische Repräsentant*innen. Jüdinnen und Juden waren stark in sozialdemokratischen, kommunistischen und anderen linken Parteien und Organisationen vertreten. Erinnert sei an so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Moses Hess und Rosa Luxemburg in Deutschland, Leo Trotzki in Russland beziehungsweise der Sowjetunion, Otto Bauer und Bruno Kreisky in Österreich, Abraham Benaroya im Osmanischen Reich beziehungsweise in Griechenland und Joe Slovo in Südafrika.
Die Arbeiter*innenbewegung stand mehrheitlich auf der Seite von Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Antisemitismus. Doch konnte auch sie die Shoah nicht verhindern. Ebenso wenig waren Bewegungen und Staaten, die sich auf den Sozialismus und Kommunismus beriefen, frei von Antisemitismus, wie sich etwa in der frühen Arbeiter*innenbewegung, in der Sowjetunion unter Stalin, in der CSSR in den «Slansky-Prozessen» 1952 und auch in sich links nennenden Gruppen in der Bundesrepublik und anderswo erschreckend deutlich zeigte.
Viele jüdische Sozialist*innen, die die Nazi-Diktatur überlebt hatten, wählten die Sowjetische Besatzungszone beziehungsweise die DDR bewusst als das Land, in dem sie eine antifaschistische neue Ordnung mit aufbauen wollten, so etwa Helene Weigel und Anna Seghers, Stephan Hermlin und Stefan Heym. Doch wie waren ihre und die Erfahrungen anderer Jüdinnen und Juden nach 1945 in der DDR und in der BRD? An welches gemeinsame Erbe lässt sich nicht nur erinnern, sondern auch aktuell anknüpfen? Und welchen Versäumnissen und Vergehen muss sich eine Linke stellen, will sie glaubhaft gegen jeden Antisemitismus antreten?
Veranstalterinnen: Rosa-Luxemburg-Stiftung und Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Links zu den erwähnten Publikationen:
Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken
Band 1 https://www.rosalux.de/news/id/45015
Band 2 https://www.rosalux.de/news/id/46948
Band 3 https://www.rosalux.de/news/id/50775
Band 4 https://www.rosalux.de/publikation/id/52421
Angelika Timm zum Umgang mit jüdischer Geschichte und Gegenwart in der DDR: https://www.rosalux.de/news/id/52659
Artikel von Florian Weis: https://www.rosalux.de/themen/geschichte/nie-wieder-ist-jetzt
Mehr unter https://www.rosalux.de/
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