Zeit für mutige Agrarpolitik!
Übernommen von NaturFreunde Deutschlands:
Gemeinsam mit 9.000 Demonstrierenden forderten rund 60 Organisationen – darunter die NaturFreunde Deutschlands – auf der „Wir haben es satt!“-Demo von der künftigen Bundesregierung ein zuverlässiges Bekenntnis und eine ambitionierte Förderung für eine bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft. Gemeinsam adressierten Bäuer*innen, Verbraucher*innen und Aktive der Natur-, Tier- und Klimaschutzbewegung die Politik: „Wir alle wollen gesunde Lebensmittel. Wir alle wollen Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Die kommende Bundesregierung muss bäuerliche Betriebe dabei endlich adäquat unterstützen!“, forderte Anne Skambraks, Kampagnenleitung des „Wir haben es satt!“-Bündnisses.
Das Bündnis wirft der Bundesregierung vor, dem größten Rollback in der Agrarpolitik seit Jahrzehnten tatenlos zugeschaut zu haben. Dieser beschleunigt Klimawandel und Verlust von Artenvielfalt und erhöht zudem die Planungsunsicherheit auf den Höfen. Wie auch schon von vorangegangenen Regierungen wurden der Umbau der Tierhaltung liegen gelassen und viel zu oft Konzerninteressen priorisiert. Es fehlen weiterhin Gesetze, welche Ackerland für die Nahrungsmittelproduktion sichern, und außerlandwirtschaftliche Investoren treiben die Preise für Äcker und Wiesen ungebremst in die Höhe.
Weltweit leiden Menschen unter Hunger und Ernährungsarmut, während Agrarrohstoffhändler ihre Gewinne vervielfachen. Megaställe und Düngemittelindustrie tragen mit klimaschädlichen Gasen zur Klimakrise bei, weil ambitionierte Klimaschutzgesetze fehlen. Die Ernährungssicherheit ist gefährdet, wenn einer vielfältigen und resilienten Landwirtschaft der Nachwuchs ausgeht: Angesichts steigender Investitionskosten entscheiden sich immer weniger junge Menschen, Bäuerin oder Bauer zu werden. Auch weil vom Preis an der Supermarktkasse bei den Bäuer*innen viel zu wenig ankommt.
Die demonstrierenden Bäuer*innen und Verbraucher*innen erwarten von der kommenden Koalition mehr. Auf dem Platz vor dem Reichstagsgebäude bildeten Demo-Teilnehmende ein riesiges Wahlkreuz aus Menschen, darunter ein Banner mit dem Spruch „Mutige Agrarpolitik wählen!“. Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kommentierte: „Die Agrarpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte hat es verpasst, einen mutigen Kurs für die Landwirtschaft vorzugeben. Das Ergebnis sind massive Probleme und kaum Perspektiven für bäuerliche Betriebe. Zivilgesellschaft, Agrarsektor und Wissenschaft haben dafür gemeinsame Lösungen entwickelt. Eine neue Bundesregierung muss nach der Wahl Tier-, Klima- und Umweltschutz endlich voranbringen. Das ermöglicht auch neue Zukunftsperspektiven für unsere heimischen Betriebe!“
Am nötigen gesellschaftlichen Konsens mangelt es nicht. Umfragen und Kaufverhalten zeigen, dass vielen Menschen Tierwohl und Klimaschutz wichtig sind. So fordert das „Wir haben es satt!“-Bündnis die kommende Regierung auf, Höfe endlich mit verbindlichen Gesetzen, kostendeckenden Erzeuger*innenpreisen und einer sicheren Finanzierung zu stärken. Denn nur mit wirtschaftlichen Perspektiven für ihre Betriebe können die Bäuer*innen ihren Anteil an einer guten Zukunft für alle leisten.
Auf Schildern der Demonstrierenden war zu lesen, wie sie sich diese Zukunft vorstellen: „Mehr Tierwohl“, „Arten- und Klimaschutz“, „Ackerland in Bäuer*innenhand“, „Gesunder Boden für unsere Zukunft“, „Lieber gute Politik, statt schlechtes Essen“, „Die Zukunft ist ökologisch“, „Bäuer*innen verdienen mehr als sie verdienen“, „Nahrung ist ein Menschenrecht“.
Quelle: NaturFreunde Deutschlands