Streiks beim Klinikbetreiber Asklepios werden ausgeweitet. In Bayern und Niedersachsen fordern Beschäftigte Tarifverträge
Beim kommerziellen Klinikbetreiber Asklepios sind am heutigen Mittwoch (27. November) erstmals Beschäftigte der Schildautalkliniken im niedersächsischen Seesen und der Asklepios-Klinik im bayerischen Lindenlohe zeitgleich in den Streik getreten. „Die Beschäftigten bei Asklepios lassen sich nicht länger mit Niedriglöhnen abspeisen. Sie wehren sich gemeinsam und fordern den Schutz eines Tarifvertrags“, sagte Sylvia Bühler, Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Die beharrliche Weigerung des in Hamburg ansässigen Konzerns, in etlichen Einrichtungen außerhalb der Hansestadt Tarifverhandlungen mit ver.di aufzunehmen, passe nicht in die Zeit. „Obwohl überall händeringend qualifizierte Beschäftigte gesucht werden, setzt Asklepios weiterhin darauf, seine Gewinne durch Niedriglöhne zu steigern. Das hat keine Zukunft“, so Bühler.
Die Beschäftigten der Schildautalkliniken in der Nähe von Göttingen haben in den vergangenen Wochen immer wieder die Arbeit niedergelegt. Mitte November sind ihre Kolleginnen und Kollegen im bayerischen Lindenlohe in den Streik getreten: Am 13. November wurden dort mehrere Bereiche für 24 Stunden bestreikt; am 18. November und am heutigen 27. November sind sämtliche Bereiche im Streik. Beide Belegschaften fordern die Anwendung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) – so, wie es in den Hamburger Asklepios-Kliniken, dem ehemaligen Landesbetrieb Krankenhäuser, der Fall ist. Auch in Hamburg sind Streiks nicht ausgeschlossen: An der Medizinische Akademie Hamburg GmbH (MAH) verweigert Asklepios den Lehrkräften eine angemessene Bezahlung. An der MAH werden Physio- und Ergotherapeut/innen sowie Logopäd/innen ausgebildet. Während die Auszubildenden seit Anfang des Jahres nach Tarif bezahlt werden, wird dieser den Lehrkräften vorenthalten.
„Bei Asklepios steht offenbar die kurzfristige Profitmaximierung im Vordergrund“, kritisierte Bühler. „Das zeigt sich auch daran, dass Asklepios Meister im Outsourcing ist: Systematisch werden Bereiche zerteilt und Tätigkeiten ausgegliedert, um die Kosten zu senken.“ An fast allen Konzernstandorten würden Reinigung, Wäscherei, Einkauf, Küche, Logistik, IT, Buchhaltung und Krankentransport, mancherorts auch Therapiebereiche in tariflose Tochtergesellschaften ausgegliedert. „Für eine gute Krankenversorgung ist es entscheidend, dass die Berufsgruppen gut miteinander kooperieren. Die Aufteilung in viele eigenständige Gesellschaften erzeugt unnötige Reibungsverluste und erschwert die Zusammenarbeit“, so Bühler. „Der Gesetzgeber ist gefordert, solchen Praktiken einen Riegel vorzuschieben.“
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