Unterbreizbach: Kurzarbeit in Kitas
Die Corona-Krise trifft alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens in Deutschland hart. Unternehmen brechen die Umsätze weg und den Kommunen die Einnahmen. Da wird manch ein Bürgermeister kreativ. Dagegen ist grundsätzlich erst einmal nichts zu sagen.
Wenn aber, wie im Fall der Einheitsgemeinde Unterbreizbach, dies auf dem Rücken der Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertageseinrichtungen der Einheitsgemeinde geschieht, und Bürgermeister Roland Ernst sich damit rühmt, durch eine „Interpretation“ des Tarifvertrages „Covid19“ Kurzarbeit nicht nur beantragen zu können, sondern sogar noch bewilligt bekommen zu haben, dann läuft in dieser Gemeinde einiges schief.
Tatsächlich war und ist es der unmissverständlich erklärte politische Wille der, an den Verhandlungen zum Tarifvertrag Covid-19 beteiligten Sozialpartner, Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände VKA, u.a. den Bereich „Sozial- und Erziehungsdienste“, also die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertageseinrichtungen grundsätzlich nicht als Zielrichtung dieses Tarifvertrages zu erklären. Nachzulesen ist diese Willenserklärung im Tarifvertrag selbst in der Niederschrifterklärung zum §1, der den Geltungsbereich des Tarifvertrages markiert.
Unabhängig von der rechtlichen Lage wird hier, trotz Durchfinanzierung der Kindertageseinrichtungen durch den Freistaat Thüringen, mit Hilfe von Bundesmitteln der Agentur für Arbeit offensichtlich versucht, den Gemeindehaushalt zu entlasten. Das dieses Kalkül nicht aufgehen muss, wird eine etwaige Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Anträge auf Kurzarbeit durch die Agentur für Arbeit irgendwann zeigen.
Die Erzieherinnen und Erzieher in Unterbreizbach bezahlen dies hingegen im Moment mit Lohneinbußen.
Aber nach den Worten des Bürgermeisters waren die Kolleginnen und Kollegen der Kita´s ja sogar „dankbar“, endlich „legitimiert“ zu Hause bleiben zu können.
Eine Krise, wie wir sie gerade erleben zeigt mit einem Brennglas die Probleme unserer Gesellschaft und zu diesen Problemen gehört auch, dass Erzieherinnen und Erzieher nach wie vor für eine Aufwertung ihres Berufes kämpfen müssen, um nicht, wie in diesem Beispiel, zu einer Art „Verhandlungsmasse“ bei der Sanierung kommunaler Haushalte degradiert zu werden.
Erzieherinnen und Erzieher legen mit ihrer Arbeit die intellektuelle Grundlage für unsere kommenden Generationen und leisten weit mehr als „spielen und singen“.
Wenn dies allen Bürgermeistern dieses Landes klar wird, dann kann man mit entsprechenden methodisch-didaktischen Konzepten für Kinder und Eltern diese Zeit gewinnbringend für Alle überbrücken.
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