Gescheiterte Invasion: Schwere Zeiten für Guaidó
Das Scheitern der von den Organisatoren »Operation Gideon« getauften Söldnerinvasion in Venezuela hat zu einer Spaltung unter den bisherigen Unterstützern des selbsternannten »Übergangspräsidenten« Juan Guaidó geführt. Zwei seiner bislang engsten Berater, Sergio Vergara und Juan José Rendón, hatten ein umfangreiches Protokoll unterzeichnet, in dem als Aufgaben der Invasoren unter anderem die Ermordung von Nicolás Maduro, Diosdado Cabello und anderen hochrangigen Repräsentanten von Staat und Regierung, aber auch Massaker an der Zivilbevölkerung festgelegt worden waren.
Guaidó selbst hatte nur den eigentlichen Vertrag über die Invasion unterzeichnet, unter dem über 40 Seiten starken Anhang fehlt seine Unterschrift. Vergara und Rendón haben am Montag ihren »Rücktritt« aus Guaidós »Regierung« erklärt.
Unter den Oppositionellen in Venezuela hat die von Experten als »verrücktes Abenteuer« eingeschätzte Invasion für Kopfschütteln und Empörung gesorgt. So distanzierte sich der frühere Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles Radonski von solchen Aktionen und verlangte den – inzwischen erfolgten Rücktritt der in die Operation verwickelten Berater. Andere richten ihre Wut direkt gegen Guaidó. So prognostizierte der im Exil in Miami lebende ehemalige Bürgermeister von Chacao (Caracas), Ramón Muchacho, eine »unvermeidliche Spaltung« in der »Übergangsregierung«.
Nachdem am 3. Mai acht Söldner bei einem Landungsversuch bei Macuto erschossen und zwei weitere festgenommen wurden, hatte Guaidó zunächst von einer »Manipulation« und einem »Ablenkungsversuch« der Regierung gesprochen. Am nächsten Tag forderte er dann jedoch plötzlich den Respekt der Menschenrechte für die bei der Operation inhaftierten Personen.
Noch am 3. Mai hatte außerdem der Chef des Söldnerunternehmens Silvercorp USA, Goudreau, in einem Fernsehinterview mit der venezolanischen Journalistin Patricia Poleo die Verantwortung für die Operation übernommen und Guaidó vorgeworfen, seinen Teil der Vereinbarungen nicht eingehalten zu haben. Dabei zeigte er auch den Vertrag mit der Unterschrift des »Übergangspräsidenten« sowie die Aufnahme eines Gesprächs zwischen beiden, in der Guaidó die Aktionen unmissverständlich autorisierte. Trotzdem behauptete Guaidó noch am Montag in einem Interview mit TV Miami, dass der Namenszug auf dem Vertrag nicht von ihm stamme, dass er Goudreau nicht kenne und nicht mit dem Einsatz ausländischer Söldner zur »Befreiung« des Landes einverstanden sei. Zugleich sprach er sich jedoch dafür aus, sich alle Optionen offen zu halten und forderte eine Erhebung unzufriedener Soldaten und Polizisten in Venezuela gegen die Regierung sowie die weitere Unterstützung Washingtons. In Caracas kursierende Gerüchte, er wolle in einer europäischen Botschaft Zuflucht suchen, wies Guaidó ebenfalls zurück.
Inzwischen sind von den venezolanischen Behörden mehr als 40 Tatbeteiligte festgenommen worden. Die Regierung hat außerdem umfangreiche Beweise vorgelegt, die eine direkte Verwicklung von US-Präsident Donald Trump und dem kolumbianischen Staatschef Iván Duque in den Vorgang nahelegen. Beide haben jede Kenntnis von der Operation abgestritten.