Tönnies will Kohle
Wie viele andere Betriebe hat der Schlachtbetrieb Tönnies die Erstattung von Lohnkosten für die Zeit der Corona-Quarantäne beantragt, die dem Betrieb dem Infektionsschutzgesetz zufolge zustehen. Nachdem dieser Antrag bekannt wurde, empörten sich zahlreiche Politiker in den einschlägigen bundesdeutschen Qualitätsmedien.
Die Signalwirkung einer solchen Forderung sei „bedenklich“, äußerte sich beispielsweise Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) in der „Bild am Sonntag“. Sie habe dafür wenig Verständnis, weil durch den Corona-Ausbruch bei Tönnies eine ganze Region in Mitleidenschaft gezogen worden sei.
Karl-Josef Laumann (CDU), seines Zeichens Arbeitsminister in Nordrhein-Westfalen, legte im gleichen Blatt nach: „Ich würde mir anstelle von Herrn Tönnies und seinen Geschäftspartnern sehr genau überlegen, was man den Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen eigentlich noch alles zumuten will.“ Andere Politiker fordern medienwirksam, dass Tönnies für die Folgen des Ausbruchs zahlen soll. So will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) prüfen, welche zivilrechtlichen Haftungsmöglichkeiten es gibt.
Es muss festgehalten werden, dass diese Kritik an Tönnies von Vertretern der Parteien kommt, die genau die Praxis bei Tönnies, beispielsweise den massenhaften Einsatz von Werkvertragsarbeitern, politisch gewollt und in entsprechende Gesetze gegossen haben. Tönnies hat lediglich die Politik des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder umgesetzt, der 2005 stolz verkündete: „Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.“
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