Unerhört! Zur Empörung über Ramelows Stinkefinger
Während am Freitag der Thüringer Landtag über die vollständige Aufklärung des NSU-Terrors debattierte, erhielten 15 Menschen ein weiteres Drohschreiben des „NSU 2.0“. Bereits seit zwei Jahren werden öffentliche Personen, die sich gegen Rassismus einsetzen, von dem Netzwerk bedroht. Die Ermittlungen zeigen jetzt schon, dass es nicht nur einen neuen NSU, sondern auch ein „Komplettversagen der Behörden 2.0“ gibt.
Vor diesem Hintergrund erdreistete sich die thüringische AfD, die Debatte im Landtag weg von der Arbeit des NSU-Untersuchungsausschusses und hin zur Überwachung von Bodo Ramelow durch den Verfassungsschutz zu lenken. Dass diese inzwischen als verfassungswidrig gilt, ist dem AfD-Redner Möller dabei völlig egal: Hauptsache, er muss kein Wort seiner Redezeit der Aufklärung des rechtsextremen Terrors widmen.
Generell scheint sich seine Empathie für die Opfer des NSU, sei es 1.0 oder 2.0, in Grenzen zu halten: Den Journalisten Deniz Yücel, der in dem neuen Schreiben vom Freitag bedroht wird, wünschte Möller selbst einmal „nach Timbuktu oder in die Pampa“, Frauen, die sich gegen Rassisten einsetzen, bezeichnete er als „hysterische linke Weiber an der Seite von Straftätern“.
Für seinen völlig unangebrachten Fingerzeig in Richtung der angeblich ebenfalls so extremen Linken bekam Möller von Ramelow im Landtag den Mittelfinger. Die AfD-Fraktion ließ daraufhin den Ältestenrat einberufen, die Sitzung wurde unterbrochen. Seitdem empören sich die selbst ernannten Anständigen über Ramelows unanständige Geste: Die Thüringer CDU-Fraktion, der SPD-Landeschef, AfD-Sprecher Meuthen – sie alle finden den Stinkefinger ganz unerhört. Unerhört sind in Wirklichkeit die Opfer des rechten Terrors, deren Forderungen nach Schutz und Aufklärung erneut von AfD-gelenkten Scheindebatten übertönt wird.
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