24. November 2024

FARC-EP klagt Paramilitarismus in verschiedenen Provinzen an

Die sich dem Friedensvertrag entfernten und sich neu bewaffneten Guerillaorganisationen der FARC-EP wie das Comando Coordinador de Occidente (Westliches Koordinationskommando) oder FARC-EP, Segunda Marquetalia (Zweites Marquetalia), haben erneut in unterschiedlichen Kommuniqués verdeutlicht, dass Militär und paramilitärische Gruppen zusammenarbeiten, um die Bevölkerung zu terrorisieren und damit indirekt die Guerilla anzugreifen. Ziel ist das Schüren von Angst und die Delegitimation der politisch-militärischen Organisation der Guerilla innerhalb der Bevölkerung. Wir beichteten bereits mehrmals über Kommuniqués, wie zuletzt Mitte Juni die Front der FARC-EP „Carolina Ramírez“, die klarstellte, dass es „bewaffnete Strukturen” gebe, die „in vielen Fällen den Namen und das Logo unserer Organisation verwenden, um die Bevölkerung der Provinz anzugreifen“. Diese seien in Wirklichkeit „Narco-Paramilitärs im Dienst des Mafiastaates.“

Es ist ein altbewährtes Mittel in Kolumbien, dass paramilitärische Strukturen genutzt werden, damit sich der Staat mit seinen Sicherheitskräften wie Armee und Polizei nicht die Hände schmutzig machen muss. So erfolgen paramilitärische Angriffe und Operationen häufig im Beisein von staatlichen Sicherheitskräften oder werden zumindest geduldet. Auffallend ist, dass paramilitärische Operationen oftmals in Gebieten stattfinden, in denen eigentlich auch das Militär durch Stützpunkte präsent ist. Die Mobilisierung und Bewegung können somit nur durch Kenntnisse der staatlichen Sicherheitskräfte erfolgen. Die beiden großen Strukturen der neuen „alten“ FARC-EP, die wieder unter Waffen sind und sich gegenseitig (noch) als militärische Ziele betrachten, haben aktuell wieder auf Verbindungen und Bündnisse zwischen der Armee und paramilitärischen Gruppen hingewiesen.

Ein Kommuniqué gab die FARC-EP, Comando Coordinador de Occidente, Mitte Juli mit dem Titel „Über gemeinsame Operationen zwischen Paramilitärs und der Armee in Nariño“ heraus, in dem über die Eroberung von Gebieten von paramilitärischen und kriminellen Gruppen berichtet wird. Dies betrifft vor allem die Regionen in den Gemeinden Magüi Payán und Ricaurte in Nariño sowie Argelia im Cauca. Herausgebende Struktur ist die dort operierende mobile Kolonne Franco Benavides. Dabei sollen von der Armee Boote eingesetzt worden sind, um paramilitärische Einheiten zu transportieren. Zudem soll eine Gruppe von 12 Paramilitärs über mehrere Wochen eine Schule im ländlichen Gebiet von Ricaurte okkupiert haben, die dann aber von der Guerilla zurückerobert wurde. Die getöteten 11 Paramilitärs wurden anschließend als ermordete Zivilisten in den Medien präsentiert.

Ebenfalls zur Provinz Cauca gab auch die FARC-EP, Zweites Marquetalia, vor wenigen tagen ein Kommuniqué mit dem Titel „Anklage zur Situation im Cauca“ heraus. Darin heißt es: „Der militärische `Geheimdienst´ hat in Cauca ein Todeslabor eingerichtet, dessen Vorgehensweise darin besteht, falsche Aussagen im Namen von Rebellenorganisationen zu machen, die überall Kriege, militärische Ziele, Ausgangssperren, Verbote und Drohungen erklären. Tag und Nacht arbeitet ein Team von `Geheimdienst´-Psychopathen daran, das Chaos zu verbreiten und die Provinz mit Blut zu überfluten. Sie versuchen, bewaffnete Organisationen zu konfrontieren, um sich gegenseitig zu zerstören, Angst und Furcht in der Bevölkerung zu erzeugen, und ziehen dann aus dem Hut eines Zauberers die Bösen heraus, eine Nebelkerze, die sie brauchen, um weiterhin auf die vom Staat am meisten gehassten sozialen Führer zu schießen.“

Und weiter: „Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, hat niemanden im Cauca bedroht und wird auch niemanden bedrohen, keinen sozialen Führer, keinen politischen Akteur oder die indigenen Völker und ihre Autoritäten, mit denen Manuel Marulanda Vélez und Jacobo Arenas in der Vergangenheit einen Vertrag unterzeichnet haben, eine Vereinbarung, die den Respekt der FARC für die heiligsten und bodenständigsten dieser indigenen Völker zum Ausdruck bringt.“ Dies betrifft vor allem den Aspekt, dass die von den Medien genannte Kolonne „Vladimir Stiven“, die im Cauca, im Westen Kolumbiens, angeblich für gewalttätige Auseinandersetzungen sorgt, ihr Operationsgebiet laut Guerilla FARC-EP im Osten des Landes hat. Ähnliche Vorfälle wurden zuletzt auch aus Algeciras im Osten von Huila gemeldet, wo angeblich die Einheit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit dem Namen „Óscar Mondragón“ für eine Gewaltwelle verantwortlich sein soll. Auch hier gibt es Meldungen, dass es sich um paramilitärische Strukturen handeln könnte.

Quelle:

Kolumbieninfo – Widerstand in Kolumbien

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