22. Dezember 2024

Skandalöse Zustände an der VHS Friedrichshain-Kreuzberg

Mit einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister hat jetzt die Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung über skandalöse Zustände im Deutschbereich an der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg (FK) informiert und um Unterstützung gebeten. Obwohl an anderen Berliner Volkshochschulen bereits Anfang Juli neue Kurse – mit Coronaregeln – gestartet sind, liegt der Deutsch-Fachbereich an der VHS FK derzeit brach. Die Dozent/inn/en befürchten, dass die Krise dort noch Monate dauern wird. Das bedeutet: keine neuen Kurse im Bereich Integration und kein Geld für die freiberuflichen Lehrkräfte.

Den Dozenten gegenüber wird die Verschiebung mit der personellen Situation im Deutschbereich begründet. Eine Planung für das Herbstsemester gibt es offensichtlich nicht. In der Praxis bedeutet das, dass viele Kurse auch Anfang September noch nicht beginnen können. Denn hierfür ist ein zeitlicher Vorlauf mit Einstufungstests und individueller Beratung von mehreren Wochen nötig, um die Kurse zu füllen. Damit haben die Teilnehmenden vorerst keine Kursangebote mehr in ihrem Stadtteil. Migranten können hier nicht Deutsch lernen. Außerdem entgehen der VHS FK die Drittmittel durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Integrationskurse. Zudem wird der Bezirk FK künftig mit weniger finanziellen Zuteilungen vom Senat rechnen müssen, wenn die Unterrichtseinheiten in der VHS 2020 reduziert werden.

Die Dozenten, die pandemiebedingt bis Ende Juni Ersatzzahlungen bekommen haben, stehen seit dem 1. Juli bis auf Weiteres ohne Einkommen da. Wie rüde die VHS Friedrichshain-Kreuzberg mit ihren Kursleitenden in der Corona-Krise umgeht, zeigt sich an einem neuen Passus in den Honorarverträgen, der Mitte Juli 2020 eingefügt wurde. Die Dozenten müssen unterschreiben, es werde „grundsätzlich kein Honorar fällig, wenn die jeweils gültige SARS-COV-2-Eindämmungsverordnung den Präsenzunterricht (am Tag eines Kurses/Unterrichts) verbieten bzw. nicht zulassen.“ Mit anderen Worten: Selbst wenn der Finanzsenator, wie vom 14. März bis 30. Juni geschehen, ermöglicht, dass die Dozenten Ausfallzahlungen erhalten können oder das BAMF Geldmittel durch SodEG (Sozialdienstleister-Einsatzgesetz) bereitstellt, gehen die Dozenten in Friedrichshain-Kreuzberg leer aus. Eine solche Verzichtserklärung wird nur von dieser Berliner VHS verlangt.

Die Dozent/inn/en aus FK haben der VHS-Leitung ihre Unterstützung angeboten. Eine Antwort darauf bekamen sie nicht. Auch die Bitte nach einer Konferenz wurde abschlägig beschieden, obwohl an anderen Berliner Volkshochschulen Videokonferenzen wegen der Corona-Probleme stattfanden.

Der offene Brief im Internet:
https://www.vhs-tarifvertrag.de/wordpress/wp-content/uploads/Offener-Brief-VHS-Friedrichshain-Kreuzberg.pdf

Quelle:

ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg

Berlin