Friedensnobelpreis für Welternährungsprogramm der UNO
Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN World Food Programme, WFP). Das vom norwegischen Parlament bestimmte Verleihungskomitee begründete seine Entscheidung für das WFP mit dessen Einsatz „im Kampf gegen Hunger und für bessere Friedensbedingungen in Konfliktregionen“. Die in Rom beheimatete internationale Institution, die von der UNO-Generalversammlung und der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO getragen wird, sei „eine treibende Kraft, um zu verhindern, dass Hunger als Waffe in Krieg und Konflikten eingesetzt werde“.
Der Preisträger ist eine recht unspektakuläre und uninspirierte, aber in diesem Sinne auch gewiss unumstrittene Wahl: Hungernde Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, ist in jedem Fall ein wertvolles Unterfangen in Sinne der Humanismus.
Die Komitee-Sprecherin Berit Reiss-Andersen verwies zurecht auch auf die Notwendigkeit, dass die Regierungen der Welt das WFP mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausstatten, damit dieses seine Aufgaben wahrnehmen kann. Österreich versagt dabei kläglich – und das mit voller Absicht: Die österreichische Bundesregierung trug im Jahr 2019 gerade mal 4,8 Millionen US-Dollar zum WFP-Budget bei, im laufenden Jahr nicht einmal die Hälfte. Zum Vergleich: Länder mit ähnlichen Voraussetzungen zahlen wesentlich mehr in die internationale Ernährungskampagne ein, Schweden z.B. 150 Millionen Dollar, die Schweiz immerhin 80 Millionen. Dem gegenüber ist der österreichische Beitrag geradezu beschämend und ein Ausdruck mangelnder internationaler Solidarität und von Desinteresse an der Hungerbekämpfung.
Vielleicht kann die Nobelpreisverleihung die Bundesregierung von ÖVP und Grünen daran erinnern, das hier viel Luft nach oben ist. Gleichzeitig muss natürlich klar sein, dass es sich bei den WFP-Aktivitäten um Symptombekämpfung handelt. Hunger und Mangelernährung, bewaffnete Konflikte und Kriege, die in der Urteilsbegründung erwähnt werden, fallen nicht vom Himmel: Sie sind Ergebnisse des Kapitalismus und Imperialismus. Solange das System der Ausbeutung und Unterdrückung nicht selbst überwunden wird, bleibt der Kampf gegen den Hunger letztlich Sisyphusarbeit.
Quelle: ORF
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