Der Abbau der „Libreta“ wird schrittweise sein, erklärt Marino Murillo
Den nachstehenden Beitrag haben wir aus der deutschsprachigen Online-Ausgabe der kubanischen Tageszeitung Granma übernommen.
„Der Abbau der Libeta wird allmählich sein müssen“, antwortete der Leiter der Kommission zur Umsetzung der Leitlininien Marino Murillo Jorge am Mittwoch in der Sendung Mesa Redonda auf die Frage, was mit diesem kubanischen Mechanismus der Verteilung von Produkten in großem Maßstab geschehe.
Eine Reihe von nicht subventionierten Produkten auf der Libreta zu lassen, sei bereits ein Schritt nach vorne, sagte Murillo.
Am 8. Oktober wies Präsident Miguel Díaz-Canel darauf hin, dass in einer ersten Phase man die Libreta als Mechanismus beibehalten werde, der angesichts des Versorgungsdefizits den Zugang der Bürger zu grundlegenen Produkten sichere und sie vor Horten und Spekulation schütze.
„Später, wenn unsere Märkte sich in einer anderen Situation befinden und eine Reihe von Wirtschafts- und Finanzbeziehungen sich vorwärts bewegen, werden wir uns so weiterentwickeln müssen, dass die Libreta abgeschafft werden kann“, sagte er.
In der Sendung am Mittwoch sagte Marino Murillo, der von 2006 bis 2009 als Innenminister fungierte, dass dieser Mechanismus der normierten Verteilung von Produkten äußerst kostspielig sei. Ein Prozent dieser normierten Produkte würden ab dem ersten Tag zum Verkauf in die Läden gebracht. In der Bevölkerung bestehe die Tendenz, die Produkte innerhalb der ersten 14 Tage abzuholen. Danach würden sie den Laden dann nicht mehr betreten, stellte er fest.
Er räumt jedoch ein, dass man zugeben müsse, dass die Libreta als Verteilungsmechanismus angesichts von Mangel und Knappheit eine große Effizienz bewiesen habe, da sie bei jeder Volks- und Wohnungszählung mit dem Verbraucherverzeichnis verglichen wird.
Die Libreta funktioniert als Verteilungsmechanismus und uns scheint jetzt die Zeit gekommen, sie verschwinden zu lassen. Das allmähliche Verschwinden der Libreta als Teil der wirtschaftlichen Neuordnung des Landes wurde seit dem Jahr 2011 angekündigt.
Als Armeegeneral Raúl Castro Ruz, damals Präsident des Landes, den Zentralen Bericht des VI. Parteitags vorlegte, sagte er, dass die Abschaffung der Libreta das Thema gewesen sei, das die größte Zahl an Wortmeldungen unter den Teilnehmern der Debatte über die Leitlinien hervorgerufen habe. Dies sei weder ein Selbstzweck noch eine isolierte Entscheidung sondern eine der wichtigsten Maßnahmen, die mit dem Ziel angewandt würden, die großen Verzerrungen zu beheben, die beim Funktionieren der Wirtschaft und der Gesellschaft ingesamt bestünden.
Laut damaligen Presseberichte sagte Raúl, dass eine Maßnahme dieser Art nicht auf einen Schlag durchgeführt werden könne, sondern dass zuvor die Bedingungen dafür geschaffen sein müssten. Die in den 60er Jahren mit dem Ziel der gerechten Verteilung eingeführte normierte Grundversorgung widerspricht nun in ihrem Wesen dem Prinzip der sozialistischen Verteilung des „jedem nach seinen Fähigkeiten und jedem entsprechend seiner Arbeit“.
“Das Problem liegt darin, wie, wann und mit welchen Schritten wir dieses Verteilungsinstrument beseitigen werden, das mehr als 11 Millionen Kubanern hoch subventionierte Grundnahrungsmittel zur Verfügung gestellt hat“ sagte Raúl, der einräumte, dass es eine große Debatte unter denen gegeben habe, die vorschlugen, sie sofort abzuschaffen, denen, die dagegen sind und denen, die die Meinung vertreten, dass diejenigen, die weder studieren noch arbeiten, keinen Zugang dazu haben sollten.
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