25. November 2024

Gleiches Geld für Frauen und Männer: „Wir warten keine 101 Jahre mehr!“

Auch im 21. Jahrhundert verdienen Frauen durchschnittlich immer noch 20 Prozent weniger als Männer. Und das wird einer Studie des Europäischen Gewerkschaftsbundes zufolge auch noch eine Weile so bleiben. Setzt sich die aktuelle Geschwindigkeit der Angleichung konstant fort, bis ins Jahr 2121. Die IG Metall kämpft dafür, diese ungerechte Entgeltlücke möglichst schnell zu schließen, nicht nur mit Tarifverträgen.

Der 20. Oktober ist in diesem Jahr der Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit. Das bedeutet: Den Rest des Jahres arbeiten Frauen quasi unentgeltlich. Das Datum wird jedes Jahr neu berechnet. Im vergangenen Jahr fiel der Tag auf den 16. Oktober.

Männer verdienen in Deutschland derzeit im Durchschnitt 20 Prozent mehr als Frauen. Damit ist die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern zwar im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt gesunken, aber vor 2121 wird die Angleichung in Deutschland nicht erreicht sein, wenn das gegenwärtige Tempo beibehalten wird, hat eine Untersuchung des Europäischen Gewerkschaftsbundes berechnet. Deutschland liegt damit im EU-weiten Vergleich am unteren Ende und würde die Entgeltlücke demnach erst einige Jahre nach dem EU-Durchschnitt schließen. Luxemburg (2027), Ungarn (2031), Griechenland (2034) oder Spanien (2046) zum Beispiel sind in der Angleichung der Einkommen deutlich schneller unterwegs.

Einfluss der Corona-Krise auf die Ungleichheit
Die Corona-Krise verschärft bestehende Ungerechtigkeiten weiter. Das zeigt sich auch beim Thema Gleichstellung. Vor allem Frauen haben in den zurückliegenden Monaten ihre Arbeitszeit reduziert, um Betreuung und Homeschooling ihrer Kinder zu übernehmen. Denn die Entscheidung darüber, wer in der Krise zu Hause bleibt und weniger arbeitet, hängt häufig davon ab, wer mehr Geld verdient.

IG Metall kämpft für die Gleichstellung der Geschlechter und sorgt für weniger Ungleichheit
Die IG Metall nimmt den Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit Jahr für Jahr zum Anlass, um auf die bestehende Diskriminierung von Frauen bei Lohn und Gehalt aufmerksam zu machen. „Das ist ein absolut wichtiger Tag“, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. „Denn an diesem Tag kriegen wir die Aufmerksamkeit dafür, dass es zwischen Männern und Frauen immer noch keine gerechte Bezahlung gibt, obwohl wir im Jahr 2020 sind. Themen wie Teilzeit oder Familienzeit führen am Ende dazu, dass Frauen nicht die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Kollegen. Und daran müssen wir arbeiten.“

Die IG Metall kämpft auf tariflicher und betrieblicher Ebene gegen die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Studien belegen, was dieses gewerkschaftliche Engagement bewirkt. „In tarifgebundenen Unternehmen ist die sogenannte ‚Pay Gap‘, also die Lücke im Verdienst zwischen den Geschlechtern, um 10 Prozentpunkte geringer“, sagt Stefanie Geyer, Expertin für Gleichstellungsfragen in der IG Metall. Dennoch sieht auch sie weiteren Handlungsbedarf. „Die Entgeltlücke wird sich schneller schließen, wenn die Entgeltstrukturen und Eingruppierungen regelmäßig überprüft werden. Wir fordern deshalb verpflichtende Prüfverfahren und echte Sanktionen bei ungleicher Bezahlung.“

Öffentlicher Brief an Ursula von der Leyen
Mit einem öffentlichen Brief wendet sich der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) an Ursula von der Leyen. Darin erinnert der EGB die Präsidentin der Europäischen Union an ihr Wahlversprechen, innerhalb ihrer ersten 100 Amtstage verbindliche Maßnahmen zur Entgelttransparenz vorzulegen. Ursprünglich war geplant, dass die EU zum „Equal Pay Day“ am 4. November eine Richtlinie zur Beendigung der Lohnungleichheit veröffentlicht, was nun bis in den Dezember hinein verschoben wurde. Die Generalsekretärin des Europäischen Gewerkschaftsbundes, Esther Lynch, schreibt: „Die gesamte Initiative scheint nun in eine Aufschiebe-Kategorie herabgestuft zu sein.“

Ein solidarischer Kampf der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gemeinsam mit den Gewerkschaften wird notwendig sein, um die Lücke schneller zu schließen.

Quelle:

IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen

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