Klage für die Nudelmesse
Vor dem Landgericht Potsdam dürfte demnächst ein schwerwiegender Fall von Verletzung der Religionsfreiheit in Brandenburg verhandelt werden. Wie die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters in der vergangenen Woche auf ihrer Homepage mitteilte, hat sie offiziell Klage gegen die Landesregierung eingereicht. Hintergrund ist die Forderung der Weltanschauungsgemeinschaft, am Ortseingang von Templin Hinweisschilder auf die dort an jedem Freitag um 10 Uhr gefeierte Nudelmesse anbringen zu dürfen, so wie dies auch bei den Konkurrenzgemeinden von Katholiken und Protestanten der Fall ist. Solche Hinweisschilder waren im vergangenen Jahr bereits kurzfristig in Templin angebracht worden, wenig später jedoch auf Druck der Landesregierung wieder abmontiert worden.
Die Pastafari kommentieren das auf ihrer Internetseite: »Die Akteneinsicht beim Landesbetrieb Straßenwesen hat ergeben, dass der noch lange bereit war, die Schilder zu genehmigen und wohl erst nach Einflussnahme aus dem Kultusministerium davon abgerückt ist. Schon merkwürdig, denn zu dem gehört er gar nicht. Ebenso merkwürdig, warum die Entscheidung der Kulturministerin, wir wären keine Religionsgemeinschaft, überhaupt irgendwelchen Einfluss hatte. Der Landesbetrieb hatte uns die Genehmigung ja als Weltanschauungsgemeinschaft gegeben. Nun kennt sich die Kultusministerin als als Schwester einer Bischöfin sich sicher gut mit Religionsgemeinschaften aus, aber darüber, ob wir Weltanschauungsgemeinschaft sind oder nicht, wurde weder von ihr noch sonst wo im Kultusministerium entschieden.«
Der Glaube an das Fliegende Spaghettimonster (FSM) entwickelte sich in den USA als Gegenbewegung auf das Vordringen von Kreationismus und Intelligent Design in den Schulunterricht. Der Autor Bobby Henderson hatte als Reaktion seine eigene Kirche ins Leben gerufen und verlangt nun von den US-Behörden, wenn diese neben der Evolutionslehre auch den christlichen Schöpfungsmythos verbreiten, auch seine Lehre im Unterricht zu behandeln. So stellt die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters fest:
»Piraten sind Sein auserwähltes Volk. Von ihnen stammen die heutigen Menschen ab. Was sich auch wissenschaftliche belegen lässt, denn die Übereinstimmung der DNS der heutigen Menschen mit den Piraten ist viel größer als mit der von Affen. Piraten waren brave Seefahrer, die Kinder gern mit vielen Süßigkeiten überraschten. Die Behauptung, sie wären gefährlich Räuber der Meere gewesen, ist eine der vielen Geschichtsfälschungen der Kirche.
Piraten sind notwendig, um das Erdklima zu regulieren. Was sich ebenfalls wisssenschaftlich belegen lässt. Ein Grafik auf der das Aussterben der Piraten ins Verhältnis mit dem Anstieg der Erderwärmung gesetzt wird, zeigt ganz deutlich, je weniger Piraten um so höher die Temperatur.
Es, das Fliegende Spaghettimonster, gebietet uns deshalb, bei jeder Gelegenheit, zumindest aber an unseren Feiertagen und bei unseren Religiösen Handlungen, im Piratenornat aufzutreten.«
Evangelikales Denken und Kreationismus sind auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Ebenso verbreitet sich aber als eine Antwort auch das FSM. Pastafari, wie die Gläubigen dieser Religion genannt werden, bildeten zunächst Gemeinden. Im Gegensatz zu den meisten US-amerikanischen wird dort überwiegend nicht nur der Kreationismus, sondern jede Art dogmatischen Glaubens als die gesellschaftliche Entwicklung hemmend angesehen.
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland ist eine wegen Förderung kirchlicher und gemeinnütziger Zwecke als gemeinnützig anerkannte Körperschaft. Nach ursprünglicher Beschränkung auf Berlin-Brandenburg werden nun auch Pastafari aus anderen Bundesländern aufgenommen.
Quelle: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters / RedGlobe