Portugals Sozialisten erwägen Regierungsbildung
Gut eine Woche nach den Parlamentswahlen in Portugal haben die Sozialisten (PS) begonnen, die Möglichkeiten zu einer Ablösung der konservativen Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho zu prüfen. Der PS-Parteichef António Costa konstatierte am Montag bei einem Treffen mit der Sprecherin des Linksblocks (BE), Catarina Martins, eine »Annäherung in einer Reihe von Punkten«. Die BE-Sprecherin sagte: »Nun wird klar, daß die Regierung von Passos Coelho am Ende ist.«
Das Wahl-Bündnis Portugal à Frente (PàF/Portugal voran) von Passos Coelho war aus der Wahl am 4. Oktober zwar als stärkste Kraft hervorgegangen, hatte aber die absolute Mehrheit verloren. Die Oppositionsparteien PS, BE und das von den Kommunisten geführte Bündnis CDU errangen zusammen mehr als die Hälfte der Sitze. Der PS-Parteichef kündigte an, in Gesprächen mit dem Linksblock solle geprüft werden, ob die noch bestehenden Differenzen überbrückt und die Grundlagen für eine stabile Regierung gelegt werden könnten.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Portugals (PCP) und Spitzenkandidat des Bündnisses CDU, Jerónimo de Sousa, den PS-Vorsitzenden Costa im Gebäude der PCP zu einem Gespräch empfangen. Dabei wurde festgestellt, daß es zwischen den Wahlprogrammen der PCP und der PS eine Reihe von Gemeinsamkeiten gibt. Es wurde die Möglichkeit der Unterstützung einer PS-Regierung durch die CDU-Fraktion angedeutet, wobei Beschlüsse zum Haushalt ausdrücklich ausgenommen würden. Die Kommunisten und die mit ihnen verbündeten Grünen unterstrichen die Notwendigkeit der Ablösung der Regierung und drängen die PS, ihre vor der Wahl gemachten Versprechungen in die Tat umzusetzen.
Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva hatte Passos Coelho in der vorigen Woche mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Ein Gespräch des amtierenden Regierungschefs mit dem bisherigen Oppositionsführer Costa blieb jedoch ohne Ergebnis.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek / RedGlobe