Oppositionspolitiker in Venezuela erschossen
In Venezuela ist am Mittwochabend (Ortszeit) ein Politiker der sich als sozialdemokratisch verstehenden Oppositionspartei »Acción Democrática« (AD) während einer Wahlkampfveranstaltung ermordet worden. Wie AD-Chef Henry Ramos Allup über Twitter mitteilte, sei Luis Manuel Díaz im Bundesstaat Guárico erschossen worden, als er gerade auf der Bühne neben der Ehefrau des inhaftierten Oppositionellen Leopoldo López, Lilian Tintori, stand. Allup machte in der Kurznachricht die regierende Vereinte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) für das Verbrechen verantwortlich, ohne Beweise vorzulegen. Die den Regierungsgegnern nahestehende Tageszeitung »El Nacional« berichtete dagegen, für die Tat sei die Verbrecherbande »El Picure« verantwortlich. Erste Ermittlungsergebnisse deuten zudem auf eine Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Banden hin.
Der Ombudsmann Venezuelas, Tarek William Saab, erklärte am Donnerstag, das wahrscheinlichste Motiv für das Verbrechen seien Streitigkeiten zwischen zwei Baugewerkschaften. Im venezolanischen Baugewerbe ist ein Großteil der dortigen »Gewerkschaften« weit davon entfernt, die Interessen der Arbeiter zu vertreten. Vielmehr handelt es sich um Mafiastrukturen, die sich auf das Kassieren von Schmiergeldern und ähnliche Aktionen spezialisiert haben. Dabei kommt es zwischen den unterschiedlichen Gruppen immer wieder um Streitigkeiten um Einflussbereiche, die auch mit Morden ausgetragen werden. Unklar blieb zunächst, welche Rolle Díaz in einer solchen Auseinandersetzung gespielt haben könnte.
Die Wahlbeobachtungsmission der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) verurteilte den Anschlag und »jede Form von Gewalt, die den normalen Verlauf des Wahlprozesses behindern« könnte. »In diesem Sinne richtet sie an die zuständigen nationalen Stellen den Aufruf, eine gründliche Untersuchung dieses zu verurteilenden Ereignisses durchzuführen, um zu verhindern, dass dieses straflos bleibt, und appelliert an alle politischen Sektoren, zum Erhalt eines Klimas des Friedens und der Harmonie im Wahlkampf beizutragen.«
Von Seiten der venezolanischen Behörden gab es noch keine offizielle Stellungnahme zu dem Vorfall. Offenbar gibt es über die genauen Umstände noch Unklarheit. So berichtete der Fernsehsender TeleSur unter Berufung auf Augenzeugen, dass sich Díaz im Augenblick des Mordes gar nicht auf der Bühne befunden habe.
Die Opposition hatte in den vergangenen Tagen wiederholt über gewaltsame Angriffe auf ihre Veranstaltungen berichtet und dafür die PSUV verantwortlich gemacht. Deren Vizechef, Parlamentspräsident Diosdado Cabello, wies das zurück und bezeichnete die Zwischenfälle als inszeniert.