Rede des kubanischen Präsidenten Raúl Castro bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands in Kolumbien, Havanna, 23. Juni 2016
Ehrenwerter Herr Juan Manuel Santos Calderón, Präsident der Republik Kolumbien,
Kommandeur Timoleón Jiménez, Leiter des Zentralen Generalstabs der FARC-EP,
ehrenwerter Herr Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen,
sehr geehrter Herr Borge Brende, Außenminister des Königreichs Norwegen , Garant des Gesprächstisches,
sehr geehrte Michelle Bachelet Präsidentin der Republik Chile, begleitendes Land des Gesprächstisches,
sehr geehrter Nicolás Maduro, Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela, begleitendes Land des Gesprächstisches,
sehr geehrter Danilo Medina, Präsident der Dominikanischen Republik und Pro Tempore Vorsitzender der CELAC,
sehr geehrter Salvador Sánchez, Präsident der Republik El Salvador,
sehr geehrter Enrique Peña Nieto, Präsident der Vereinigten Staaten vom Mexiko,
verehrte Teilnehmer und zu dieser Veranstaltung eingeladene Gäste,
am 19. November 2012 nahm der Gesprächstisch zwischen der Regierung Kolumbiens und den Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes seine Arbeit auf.
Nicht wenige sagten damals sein Scheitern voraus, wie dies bei vorangegangenen Friedensprozessen in Kolumbien geschehen ist. Aber die transzendentalen Vereinbarungen, die vom Gesprächstisch heute angekündigt wurden, lassen das Ende des bewaffneten Konflikts, unter dem das kolumbianische Brudervolk seit über fünf Jahrzehnten gelitten hat, so nah wie nie zuvor erscheinen.
Die Entscheidung der Verhandlungspartner am heutígen Tag Übereinkommen zur Bilateralen und Definitiven Einstellung des Feuers und der Feindseligkeiten, über die Abgabe der Waffen und über Sicherheitsgarantien zu unterzeichnen, ist ein entscheidender Schritt nach vorn. Für den Friedensprozess gibt es keinen Weg zurück (Beifall).
Der Friede wird der Sieg ganz Kolumbiens sein, aber auch Unseres Amerikas insgesamt. Die Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) hat in ihrer noch jungen Geschichte mit der Proklamation dieser Region als Zone des Friedens den großen Meilenstein gelegt. Das Ende des bewaffneten Konflikts in Kolumbien wird ein neuer Beweis für die Entschlossenheit unserer Völker gegen die Anwendung und Androhung von Gewalt sein und für die friedliche Lösung von Streitigkeiten. Angesichts von Meinungsverschiedenheiten, Gespräche. Angesichts von Herausforderungen, Absprachen.
Die Erreichung des Friedens in Kolumbien wird auch die Hoffnung für Millionen Menschen auf der Erde sein, deren größte Sorge weiterhin das Überleben in einer von Gewalt und Kriegen aufgewühlten Welt ist.
Der Friede ist keine Utopie. Er ist das legitime Recht eines jeden Menschen und aller Völker. Er ist eine fundamentale Voraussetzung, um alle Menschrechte erfahren zu können, insbesondere das höchste Recht, das Recht auf Leben.
Verehrte Teilnehmer und Gäste,
die Verpflichtung des Volkes und der Regierung Kubas für den Frieden in Kolumbien wird weiterhin Bestand haben, treu dem martianischen Erbe, dass „das Vaterland die Menscheit ist“.
In seiner Funktion als Garant und Verhandlungssitz wird Kuba weiterhin die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, um ein Ende des Konflikts zu erreichen, mit Bescheidenheit, Diskretion und tiefem Respekt für die Positionen beider Verhandlungspartner.
Ich möchte damit schließen, die Regierung Kolumbiens und die FARC-EP zu beglückwünschen. Beide Seiten haben unermüdlich, mit Ernsthaftigkeit und Hingabe gearbeitet, um zu den entscheidenden Fortschritten zu gelangen, die heute verkündet wurden.
Es bleiben noch wichtige und schwierige Fragen am Gesprächstisch zu klären, aber wir sind optimistisch. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft Kolumbiens der Friede sein wird.
Vielen Dank.
Quelle: Granma / RedGlobe