Friedensbewegung gegen Militarisierung der Olympischen Spiele
Friedensaktivisten beklagen auf der neuen Aktionsseite www.militärfestspiele.de eine zunehmende Militarisierung der Olympischen Spiele: Sie fordern ein Ende der Sportförderung durch die Bundeswehr und einen sofortigen Abbruch einer aktuellen Werbekampagne des Militärs – Mit dem Logo des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) versucht die Bundeswehr aktuell junge Leute für den Militärdienst zu werben.
„Die Bundeswehr ist kein Sportverein! Nein zur Zusammenarbeit zwischen Armee und DOSB!“, unter dieser Überschrift demonstriert die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) aktuell auf einer neuen Aktionswebsite. Grund sind die am Freitag beginnenden Sommerspiele im brasilianischen Rio de Janeiro und eine aktuelle Fernseh- und Plakat-Kampagne der Bundeswehr. Mit Sprüchen wie „Wir kämpfen für die Freiheit. Und für Medaillen“ wirbt die Armee aktuell in Zusammenarbeit mit dem DOSB um neue Rekrutinnen und Rekruten: „Das ist eindeutig ein Verstoß gegen die Satzung des Sportbunds“, so Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der DFG-VK. Tatsächlich heißt es in der Präambel der Satzung, dass der DOSB gegen „jede Form von Gewalt“ eintritt und sich dem „Schutz von Kindern verpflichtet“ fühlt. „Es ist aber die Aufgabe des Militärs von der Politik vorgegebene Ziele mit Gewalt durchzusetzen“, erklärt Buchterkirchen. Zudem rekrutiere die Bundeswehr jährlich über 1.000 unter 18-Jährige, was nicht nur von der DFG-VK, sondern auch von Kinderrechtsorganisationen wie terre des hommes und sogar den Vereinten Nationen kritisiert werde.
Die aktuelle Werbekampagne des Militärs sei zudem irreführend: „Die eigentlichen Aufgaben und gefährlichen Einsätze wie in Afghanistan, Mali und am Horn von Afrika zeigt die Bundeswehr in ihrer Werbung nicht, stattdessen versucht sie junge Leute über die Werbefigur des Sportsoldaten zu locken“, so Buchterkirchen. Dabei machen die knapp 750 Sportsoldaten nur lediglich 0,42 Prozent aller aktiven 176.000 Soldaten aus.
„Jungen Sportlerinnen und Sportlern muss eine langfristige und zivile Perspektive geboten werden“, kritisiert Buchterkirchen. Junge Leute würden heute nahezu in die Bundeswehr gedrängt, wenn sie ihrem Sport professionell nachgehen wollen. Zwar gibt es mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe sowie Polizei- und Feuerwehr-Sportabteilungen auch zivile Alternativen, die sind jedoch nicht so gut finanziert wie die Bundeswehr, die jährlich etwa 35 Millionen Euro Steuergelder für ihre Sportförderung ausgibt.
Dafür verlangt die Armee von den Sportsoldatinnen und -soldaten viel: „Wer Leistungsziele nicht erreicht, droht schnell aus dem Förderprogramm herauszufallen“, erklärt Friedensaktivist Buchterkirchen. Die meisten Bundeswehr-Sportlerinnen und -Sportler würden daher keiner geregelten Ausbildung nachgehen und stünden nach der Sportkarriere beruflich schlecht da. Eine langfristige Perspektive bietet die Bundeswehr den jungen Leuten nicht, was zu einer Ausgrenzung bildungsaffiner Spitzensportlerinnen und -sportler führt, kritisiert auch Professor Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg.
Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen fordert daher die Einstellung des Sportförderprogramms der Bundeswehr und eine Rückbesinnung auf die Friedensgesinnung von Olympia, wie Ralf Buchterkirchen erklärt: „Rund um die Olympischen Spiele der Antike wurde eine umfassende Waffenruhe ausgerufen und auch die modernen Spiele wurden bei ihrer Gründung von den Gedanken getragen, dass sich die Menschen bei sportlichen Wettkämpfen messen sollten, statt sich auf den Schlachtfeldern zu bekämpfen.“