25. November 2024

Esther Bejarano tourt durch Kuba

CubaWenn das Flugzeug im Januar 2017 in Hamburg von der Landebahn abhebt, erfüllt sich für die Sängerin und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano ein lang gehegter Wunsch: Auf Einladung des kubanischen Kulturministeriums reist sie zu einer Konzert-Tournee nach Kuba. Der Besuch der 92-jährigen dient der Völkerverständigung. Geplant sind Konzerte zusammen mit »ihren« Rappern der Band »Microphone Mafia«, Lesungen, Besuche und Gespräche. »Land und Leute möchte ich kennenlernen und erfahren, wie die Menschen dort leben – weniger als Tourist, sondern als Gast, mit dem sich durch Konzerte und Gespräche ein Austausch über die sozialen Verhältnisse ergibt«, beschreibt Bejarano ihre Motivation.

Sie überlebte die Nazigewalt in den Konzentrationslagern Auschwitz und Ravensbrück auch deshalb, weil sie als Gefangene im Mädchenorchester Akkordeon spielte. Heute geht es in ihren Texten und Liedern um Frieden, Partizipation, Gerechtigkeit und um ein Leben ohne Rassismus, Unterdrückung und Kriege – um ein gutes Leben für alle. Dafür setzt sie sich auch politisch ein: Auf der Hamburger Landesliste der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) kandidiert sie bei der Bundestagswahl. Ihre Werte teilen auch ihre Band-Kollegen, der Bassist Joram Bejarano sowie die Rapper Kutlu Yurtseven und Rosario Pennino. Die vier Musiker sind als Kulturbotschafter für Frieden und Völkerverständigung besonders geeignet, denn sie repräsentieren drei Generationen und zudem drei verschiedene Weltreligionen (Juden, Christen und Moslems). Mit ihrer Musik richten sie sich an alle Generationen und haben insbesondere bei Jugendlichen Erfolg.

Die neuntägige Konzertreise erfolgt auf Einladung des Rap-Instituts des Kulturministeriums in Havanna. Die kubanische Seite zeigt großes Interesse an der Person Esther Bejarano, an konkreter Begegnung und einem Kulturdialog. Das angekündigte Ende der 50-jährigen Eiszeit zwischen Kuba und den USA eröffnet auch Chancen zu einer Weiterentwicklung der deutsch-kubanischen Kultur-Beziehungen.

Auftakt und Abschluss der Tournee sind in Havanna. Programmpunkte dort sind je ein Konzert im Museum für aktuelle Kunst und im Garten des Musikinstituts, das Gespräch mit Leitung und Studenten der Kunsthochschule, ein Besuch des Museums der Alphabetisierungs-Kampagne und ein Austausch mit dem Stadthistoriker Dr. Eusebio Leal über die baulichen, infrastrukturellen und sozialen Herausforderungen der kubanischen Metropole. Die Musiker bereisen auch das Landesinnere.

»Ich bin gespannt auf den hebräischen Verein, die jüdische Gemeinde, die uns auch treffen will. Und sehr freue ich mich auf Jorgito Jerez und seine Schwester; er hat uns im vergangenen Herbst in Hamburg besucht und wir kennen den Film über seine bewegende Lebensgeschichte. Er ist Journalist und Blogger aus Camagüey. Dort in seiner Stadt geben wir auch ein Konzert. Und unterwegs in Santa Clara ebenso«, so Esther Bejarano.

Wichtig sind ihr die unterschiedlichen Orte und auch die Freiräume zwischen den offiziellen Terminen – für eigene Eindrücke und zufällige Begegnungen. »Da ich Künstlerin und auch Sozialistin bin, will ich wissen, wie und wie weit Sozialismus in Kuba tatsächlich gelebt wird. Und ich will hoffen, dass die Kubaner trotz aller Entwicklung und anstehenden Herausforderungen weiter wirklich Sozialisten und Sozialistinnen bleiben.«

Esther Bejarano und Band bringen ihre Musik und ihre Geschichte mit, aber sie sind genauso darauf gespannt, was sie in Kuba erleben und von Land und Leuten erfahren. Den Dialog vor Ort erleichtern wird eine Dolmetscherin. Auch wurden die Texte der Lesungen und Lieder bereits ins Spanische übersetzt. Das Publikum kann sie auf einer Bühnenleinwand mitlesen.

Die Vorfreude auf den Austausch und die Begegnung mit den Menschen teilt auch das vierköpfige Filmteam, das die Reise in einem Film dokumentieren wird. Auf diesen sind auch die zahlreichen privaten Spender und Fans gespannt, die die Tournee maßgeblich finanzieren. Nur eine Einschränkung macht Esther Bejarano bereits: »Zigarren rauchen und Rum trinken werde ich gewiss nicht.«

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