Keine Abschiebungen nach Afghanistan!
Einen Monat nach dem ersten Abschiebeflug nach Kabul fordern AktivistInnen in mindestens 13 Städten einen Abschiebestopp nach Afghanistan. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind 70 AfghanInnen von der Abschiebung bedroht. Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Thüringen und Niedersachsen haben sich gegen die Abschiebungen gestellt.
Laut dem heute Nacht veröffentlichten UN-Bericht kommen zu den 1, 2 Millionen Binnenflüchtlingen 620.000 aus Pakistan ausgewiesene Flüchtlinge hinzu. Der Bericht zu den »Humanitären Bedürfnissen 2017« des Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) dokumentiert 9,3 Millionen Afghanen in Not – ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Ärzteorganisation IPPNW unterstützt die Opfer von Krieg und Gewalt. Deutschland trägt für die Afghanen und Afghaninnen, die bei uns Schutz gesucht haben, eine besondere Verantwortung. Die Bundesregierung beteiligte sich 2001 an der US-geführten Militärintervention, die laut dem IPPNW-Report »Body Count« allein in den ersten zehn Jahren zu mehr als 220.000 Todesopfern führte. In vielen Teilen des Landes herrscht nach wie vor Krieg. Und selbst in den Regionen, die mit Hilfe von ausländischem Militär als kontrolliert erscheinen mögen, leidet die Zivilbevölkerung unter Gewaltakten und Terroranschlägen, die laut UN allein im letzten Jahr mehr als 8.000 Tote gefordert haben.
»Afghanistan ist kein sicheres Herkunftsland, insbesondere nicht für Geflüchtete. Und deshalb darf auch unsere Regierung Schutzsuchende dorthin nicht mit Gewalt zurückbringen. Das ist Unrecht«, heißt es in einer Grußbotschaft des IPPNW-Arbeitskreises Flucht und Asyl. Die Abschiebung nach Afghanistan sei Gewalt, für traumatisierte Menschen bedeute sie eine lebensbedrohliche Gesundheitsgefährdung. Zwangsweise Rückkehr, ob »freiwillig«, erzwungen oder bei Nacht und Nebel mit polizeilicher Gewalt durchgeführt, berge die große Gefahr, dass alte traumatische Erinnerungen wieder neu aufbrechen und neue Traumata verursacht würden. Dies gelte es unter allen Umständen präventiv zu verhindern.
Quelle: IPPNW / RedGlobe