Mieses Weihnachtsgeschenk
Anfang November gab der Süßwarenhersteller Haribo bekannt, das Werk im sächsischen Wilkau-Haßlau noch in diesem Jahr zu schließen. Betroffen sind die Arbeitsplätze von 150 Kolleginnen und Kollegen. Das sei betriebswirtschaftlich notwendig, hieß es aus der Konzernzentrale. Die Kosten für eine Modernisierung der Produktionsstätte in Wilkau-Haßlau seien zu hoch.
Die Entscheidung führte zu zahlreichen Protestaktionen der Beschäftigten. Bei einer Aktion am 2. Advent stand der Vorwurf an den Konzern, dass er viele Jahre in Wilkau-Haßlau Gewinne gemacht und bereits vorher Geld abgezogen habe, nun wolle er sich asozial vom Acker machen. Sachsens Arbeitsminister Martin Dulig hatte bei einer anderen Kundgebung zu den Beschäftigten von Haribo von „einem miesen Weihnachtsgeschenk“ gesprochen. „Wenn man sich auf die Fahnen geschrieben hat: ‚Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso‘, muss man das auch als Arbeitgeber ernst nehmen“, sagte Thomas Gottschalk gegenüber der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Gottschalk warb über Jahre mit diesem Slogan für die Gummibärchen von Haribo.
Unter dem Druck der Gewerkschafter und der Öffentlichkeit wurde zumindest eine Gnadenfrist erreicht und eine Einigung über einen Sozialplan erzielt. Die Gewerkschaft NGG teilte mit, dass es in diesem Jahr keine Kündigungen geben soll, auch für die ersten Monate 2021 gäbe es Beschäftigungsgarantien.
Zwar hätte die Gewerkschaft einen Kündigungsaufschub und eine Erhöhung der Abfindungssummen für die Mitarbeiter erreicht, aber dennoch sieht Thomas Lißner von der NGG die Geschäftsleitung in der Pflicht, eine Nachfolgelösung für die Beschäftigen zu ermöglichen. Mit den zuständigen Lokal- und Landespolitikern sollen Perspektiven für die zukünftige Nutzung des Geländes entwickelt werden.
Bereits in der DDR wurden in dem Betrieb Wesa in Wilkau-Haßlau Gummibärchen für den Export in den Westen produziert. 1990 kaufte ihn Haribo.
Quelle: UZ – Unsere Zeit – Mieses Weihnachtsgeschenk