Solidarisch in der Krise
Im Jahr 2020 sind über 6.500 Beschäftigte aus allen Dienstleistungsbranchen in ver.di-Hamburg eingetreten. Das macht im Saldo einen Zuwachs von rund 1100 Mitgliedern aus.
„Die Krise hat Arbeitnehmer*innen zusammengeschweißt und ihr Vertrauen in die Gewerkschaft gestärkt. Wir haben gezeigt, dass Solidarität Zukunft ist“, so Berthold Bose, Leiter des ver.di-Landesbezirks Hamburg. Mit vielen Tarifverträgen zur Kurzarbeit oder zur Corona-Prämie und einer extrem hohen Zahl an Beratungen in persönlichen Notsituationen und zu den Hygienekonzepten in den Unternehmen habe ver.di ihren Mitgliedern konkret und schnell helfen können.
Die Tarifrunde für den öffentlichen Dienst hätte strittig geführt werden müssen, weil Bund und Kommunen nicht bereit waren, die Verhandlungen zu verschieben. „Wir haben die Kraft und den Zusammenhalt, auch in Krisenzeiten für unsere Kolleg*innen zu kämpfen“, ist Bose überzeugt.
Gerade auch im Bereich der jungen Erwachsenen gab es Zuwachs von über 6%. ver.di ist mit über 87.000 Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft in Hamburg.
„Die Folgen der Pandemie werden wir noch bis in die nächsten Jahre hinein spüren. Insbesondere Beschäftigte mit geringem Einkommen leiden unter den Auswirkungen“, schätzt Bose die wirtschaftliche Perspektive aus Sicht der Gewerkschaft ein. „Wenn wir auf die Reisebranche mit Reisevermittlung, Flughafen und den Airlines schauen und auf die vielen angegliederten Bereiche, sieht es dort noch über Jahre ziemlich düster aus. Entlassungen werden angekündigt bzw. nicht mehr ausgeschlossen. Ähnliche Meldungen sind seit Monaten aus der Veranstaltungsbranche, von den Selbstständigen, Künstler*innen und auch aus dem Einzelhandel zu hören. Es braucht große Anstrengungen des Gemeinwesens und des Staates, um unsere vielfältige Landschaft an Dienstleistungen und Kultur zu erhalten“, so Berthold Bose.
Die Pandemie werde allerdings auch genutzt, um Restrukturierungsprogramme von großen Unternehmen vor der öffentlichen Wahrnehmung zu verstecken. In einigen Fällen war die Coronakrise nur das Initial, aber nicht die Ursache. Als Beispiel nennt Bose die Schließung von Häusern des Galeria Karstadt/Kaufhof – Konzerns. Betroffen seien hier vor allem Mitarbeiterinnen. Es zeige sich, dass Frauen von der derzeitigen Krise am härtesten betroffen sind: durch geringe Löhne, eine oft schlechtere Steuerklasse, damit geringerem Kurzarbeitsgeld – und dazu die Doppelbelastung durch Homeschooling bzw. Kinderbetreuung.
In 2021 werde ver.di-Hamburg wieder über 120 Tarifverhandlungen führen. Veränderungsprozesse, wie sie beispielsweise für Hafenunternehmen geplant sind, würden ebenso eine Herausforderung darstellen wie die Stärkung des Gesundheitswesens und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigter. Hier werde ver.di kritisch begleiten, verhandeln und wenn nötig den Druck auch gemeinsam mit den Beschäftigten auf der Straße erhöhen, um gute Lösungen zu erreichen.
„Im Jahr der Bundestagswahl werden viele Themen, die einer dringenden Lösung bedürfen, in den Fokus gerückt. Dazu gehört die Anhebung des Mindestlohns genauso wie die Reform unserer Rente,“ kündigt Bose an.
Quelle: ver.di Hamburg – Solidarisch in der Krise