Auf die Straße!
Verbote, hohe Auflagen und DGB-Kundgebungen mit einer begrenzten Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern – mit diesen Vorgaben sahen sich viele Kolleginnen und Kollegen am 1. Mai konfrontiert. Es bildeten sich an vielen Orten Bündnisse zur Organisation von Kundgebungen und Demonstrationen. Die Stimmung war: „Am 1. Mai auf die Straße!“ Im folgenden eine kleine Auswahl der vielen Berichte und Fotos, die uns zum Kampftag der Arbeiterklasse erreichten.
In Berlin hatte der DGB auf seine Mai-Demonstration verzichtet und auf dezentrale Aktionen in Bezirken, einen Fahrradkorso und eine auf 200 Funktionäre begrenzte Kundgebung am Brandenburger Tor orientiert.
An die 2.000 linke Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und Mitglieder linker Organisationen, darunter die Berliner DKP sowie ihre Schwesterorganisationen TKP und KKE trafen sich um 11 Uhr am Hackeschen Markt, wo die 1.-Mai-Demo des DGB traditionell beginnt. Unter dem Motto „Nicht auf unserem Rücken – Gewerkschaften und Lohnabhängige in die Offensive! Gemeinsam gegen die Krise!“ demonstrierten sie nach Kreuzberg zum Berliner Urbankrankenhaus, um auf die Kämpfe der Klinikbeschäftigten aufmerksam zu machen.
In Hamburg entschloss sich die DKP angesichts mehrerer Verbote und eingeschränkter Möglichkeiten zur Beteiligung an den DGB-Kundgebungen zur Anmeldung einer eigenen Kundgebung auf dem Jungfernstieg. Neben den Schwesterparteien KKE und TKP beteiligten sich die Volksinitiative gegen Rüstungsexporte aus dem Hamburger Hafen, die SDAJ, die Proletarische Jugend Hamburg und das Solidaritätsnetzwerk Hamburg. Ein Aufruf der russischen Gemeinde in Hamburg, am 2. Mai vor dem ukrainischen Konsulat zu demonstrieren in Gedenken an die 48 Toten und zahlreichen Verletzten im Gewerkschaftshaus in Odessa vom 2. Mai 2014, fand breite Unterstützung.
Auf dem Rathausmarkt sammelten sich ver.di-Aktive des Fachbereichs Verkehr, Fridays for Future und die Hamburger Krankenhausbewegung. Krankenhausbeschäftigte berichteten, dass sie erste Schritte in Richtung einer bundesweiten Entlastungsbewegung gegangen seien und dabei ihre Forderungen konkretisierten.
Weiteren Kundgebungen waren unter anderem von der Initiative „Seebrücke“ (für Hamburg als sicheren Hafen für Geflüchtete) angemeldet worden, vom Bündnis „Wer hat der gibt“ (gegen die Abwälzung der Krisenkosten auf die arbeitende Bevölkerung) und vom Jugendbündnis zum 1. Mai unter Beteiligung von Gewerkschaftsjugenden und SDAJ.
Nach Beendigung der Kundgebung des Jugendbündnisses kamen von dort Kolleginnen und Kollegen zur DKP-Kundgebung rüber, so dass hier insgesamt an die 400 Menschen teilnahmen. Zusätzlich war die DKP auf der zentralen Kundgebung des DGB und auf der DGB-Kundgebung in Bergedorf präsent.
In Leipzig fand statt der traditionelle Maidemonstration ein Fahrradkorso mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Das Ziel war der Leipziger Markt mit Infoständen und einer Bühne. IG-Metall-Sekretär Bernd Kruppa berichtete über den aktuellen Stand in der laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Vor und nach dem 1. Mai hatten unter anderem die Beschäftigten bei Porsche die Arbeit niedergelegt und mit ganztägigen Warnstreiks ihre Forderung nach „Angleichung Ost“ bekräftigt.
Auch in München begrenzte der DGB die Zahl der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an seiner Kundgebung. Ein breites Bündnis rief deshalb zu einer 1.-Mai-Demonstration auf, darunter die Gewerkschaften ver.di und GEW. Organisiert wurde sie unter anderem von DKP und SDAJ, Gruppe KAZ, Anti-Krisen-Bündnis, revolutionärer Front, Gewerkschaftslinke und Barrio Olga Benario. Am kommunistischen Block beteiligten sich Schwesterparteien aus der Türkei und aus Griechenland, auch DIDF schloss sich an. Die Demo vereinigte sich später mit der DGB-Kundgebung. Nachmittags zog eine revolutionäre Demo weiter ins Schlachthofviertel.
Quelle: UZ – Unsere Zeit – Auf die Straße!