Standhaft und mit guten Argumenten
Vergangenen Samstag standen die Aktivisten der KPL-Sektion Zentrum wieder kurz nach dem Bahnhofsplatz in der Avenue de la Gare, wobei es immer wieder – und auch kommenden Samstag – nicht nur darum geht, Probleme zu benennen, sondern auch zu erklären, was deren Ursachen sind und wie sie gelöst werden können. Denn wer die Ursache eines Problems nicht zu benennen weiß, kann auch keinen Weg zu dessen Lösung ausfindig machen!
Am Samstag ging es vor allem um das Wohnungsproblem, das laut der Wahlversprechen von 2011 und 2013 längst gelöst sein müßte. Ist es aber nicht! Warum?
Nun, Jahr um Jahr werden durchschnittlich 3.750 Wohnungen landesweit im Neubau fertig – einmal ein paar weniger, einmal in paar mehr. Daß es im Durchschnitt nicht mehr werden, liegt nicht an den gescholtenen Prozeduren, sondern daran, daß die zur Zeit tätigen Bauarbeiter nicht mehr schaffen. Es müßten also mehr Bauarbeiter angeheuert werden.
Alle Sektionen der bürgerlichen Einheitspartei glauben fest an die selbstheilenden Kräfte des »freien Marktes«. Warum sorgt dieser dann nicht für mehr Bauarbeiter, um den unbestreitbaren Wohnungsmangel durch mehr Angebot beseitigen zu können?
Dafür gibt es einen einfachen Grund, den aber seltsamerweise niemand außer uns benennt: Profit ist das erste Ziel aller Bauträger und Baufirmen. Deswegen bauen sie Wohnungen, und zwar am liebsten für Leute, die ordentlich viel dafür zu zahlen bereit sind. Gibt es Wohnungsnot, sind viele bereit mehr zu zahlen. Das steigert den Profit, und so wollen Bauträger und Baufirmen nicht, daß die profitsteigernde Not aufhört. Deshalb ist es gar nicht in ihrem Interesse, mehr zu bauen, und deshalb stellen sie auch nicht mehr Bauarbeiter ein.
Die KPL fordert nun, daß die öffentliche Hand – Gemeinde Luxemburg für die Hauptstadt, die staatlichen Bauträger Fonds de Logement und Société Nationale des Habitations à Bon Marché landesweit – die Sache angeht übers Schaffen eigener Wohnbaudienststellen. So könnten endlich über die zu wenigen 3.750 Wohnungen hinaus, die der Privatsektor jährlich bereitstellt, zusätzliche Wohnungen gebaut werden. Vorrangig müßten das Mietwohnungen sein, die von der öffentlichen Hand selbst vermietet werden, damit so die Preise am Wohnungsmarkt gedrückt werden können.
Klingt logisch? Ja, das tat es für sehr viele, die unseren kurzen Text lasen. Das hielt aber einen alkoholisierten rumänischen Faschisten nicht davon ab, brüllend wie ein Waldesel über uns herzufallen, die Fahnenstangen rauszureißen und auf den Boden zu schmeißen, einem Genossen ein Schild (»Bass de räich, hues de Recht, bass de aarm, hues de Pech«) runterzureißen, wobei die Kordel riß. Das war am Ende das einzige, was wirklich kaputt ging, weil er daran gehindert wurde, Tisch und Plakatständer umzuschmeißen. Argumente hatte der »Kommunismus Nein« brüllende Faschist natürlich keine, schließlich las er überhaupt nichts von dem, was es da zu lesen gab.
Es ist bedenklich, daß so was in Luxemburg möglich geworden ist, umso mehr wenig später in direkter Nähe unseres Standes fünf andere wackere Osteuropäer untereinander eine brutale Schlägerei anzettelten. Als Passanten die Polizei anriefen und sie das mitbekamen, ließen sie voneinander ab und verdufteten. Eine Viertelstunde später war die Polizei dann da – mit Blaulicht und zwei Fahrzeugen. Es ist also kein direkter Schutz von ihnen zu erwarten, warteten sie doch erst so lange, bis sie glaubten, es sei vorbei.
Meinungsfreiheit auf der Braderie
Am Montag traten Aktivisten an, um den Publikumsandrang zur Braderie zu nutzen. Unsere Flugblätter wie unsere Zeitung fand reißenden Absatz. Das mißfiel der »Union Commerciale«, hatten wir doch bei ihr kein Standgeld abgeliefert. Wäre ja noch schöner, für die freie Meinungsäußerung, die uns durch die feierliche Erklärung der Menschenrechte des Europarats zugesichert ist, zahlen zu müssen!
Drei der sechs von der Braderie nach getaner Arbeit
Das ging soweit, daß vom Personal dieser »Union« die Polizei gerufen wurde. Groß war die Enttäuschung, daß die jedoch an unserem Auftritt nichts zu bemängeln hatte. Das hielt das werte Unions-Personal aber nicht davon ab, auch weiterhin vor allem die zwei jüngeren Flugblattverteilerinnen zu belästigen, die sich aber nicht auf Debatten mit ihnen einließen.
Die DP-lastige »Union Commerciale« sei hiermit aufgefordert, Nachhilfe in demokratischer Gesinnung zu nehmen und die feierliche Erklärung der Menschenrechte des Europarats gründlich zu studieren!
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