23. Dezember 2024

USA beglücken EU-Europa mit noch viel mehr Fracking-Gas

Die EU-Kommission unter der deutschen Präsidentin Ursula von der Leyen hat am Freitag mit USA-Präsident Joe Biden einen »Flüssiggaspakt« gegen Rußland geschmiedet. Allein für das laufende Jahr versprach Biden 15 Milliarden Kubikmeter zusätzlich, die man EU-Europa zusammen mit »internationalen Partnern« liefern werde.

Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen, kündigten Biden und von der Leyen in Brüssel an. Damit könnte nach Kommissionsangaben etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Rußland ersetzt werden. »Sie wissen, daß wir unsere Abhängigkeit von Rußland reduzieren wollen«, sagte die Kommissionspräsidentin.

Die Zusage der USA über 15 Milliarden Kubikmeter sei »ein großer Schritt in die Richtung«. Die EU wolle ihre Bezugsquellen diversifizieren »hin zu Lieferanten, denen wir vertrauen«. Damit könnten in diesem Jahr »etwa ein Zehntel« der russischen Gaslieferungen in die EU gedeckt werden, so von der Leyen.

Laut EU-Kommission importiert die EU derzeit rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Rußland pro Jahr – das sind etwa 40 Prozent des verbrauchten Gases in der EU. Bis 2030 solle zudem »eine stabile Nachfrage« nach zusätzlichem Flüssiggas aus den USA über mindestens 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erreicht werden, sagte von der Leyen.

Bei all dem Jubel über den transatlantischen »Flüssiggaspakt« wurde – wenn überhaupt – nur in Nebensätzen auf den aus umwelt- und vor allem aus klimapolitischer Sicht entscheidenden Umstand hingewiesen, daß es sich bei dem verharmlosend LNG (»liquified natural gas«, deut.: »Flüssigerdgas«) genannten, aus den USA importierten Energieträger und Rohstoff um verflüssigtes Frackinggas handelt, das nicht nur teuer, sondern auch ökologisch und für unser Klima katastrophal ist.

Beim Fracking (»Aufbrechen«) wird fossiles Erdgas (oder -öl) mit Hilfe von Druck und unter dem Einsatz für Mensch und Tier giftiger und umweltbelastender Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt. Auch bei der energieaufwendigen Verflüssigung und Verschiffung mittels Dreckschleudern über den Atlantik ist Frackinggas extrem umweltzerstörend.

Doch seitdem Fracking eingesetzt wird, sind die USA vom einstigen Nettoimporteur zum größten Erdgasproduzenten der Welt aufgestiegen und fördern weit mehr des Rohstoffs, als sie verbrauchen können. Dieses Gas soll Abnehmer finden – auch im durch den Atlantischen Ozean getrennten EU-Europa.

Das dürfte auch einer der Hauptgründe dafür gewesen sein, daß sämtliche USA-Präsidenten von Obama über Trump bis Biden alles, aber auch wirklich alles, darangesetzt haben, das deutsch-russische Pipelineprojekt »Nord Stream 2« durch die Ostsee zu verhindern. Durch die zusätzliche Unterseeleitung würde Erdgas deutlich billiger nach Deutschland und die EU gelangen, als es per Schiffstransport aus den USA möglich ist.

Während Rußland es den EU-Europäern also gar nicht recht machen kann – wenn es exportiert, erhöht es die »Energieabhängigkeit der EU«, wenn es sich die Freiheit jedes kapitalistischen Warenbesitzers nimmt und nicht zu jeden Bedingungen liefert, dann »erpreßt es Europa« –, wird gerade die »Energieabhängigkeit der EU« von dreckigem USA-Flüssiggas erhöht und »Youth for Climate Luxembourg« spendet auch noch Beifall. Verkehrte Welt!

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

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