Papst Franziskus kritisiert NATO im Ukrainekonflikt
In einem Interview in der Dienstagausgabe der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ äußert sich Papst Franziskus kritisch über die Haltung der NATO im Ukrainekonflikt. Wörtlich sagte er: „Vielleicht war es das Bellen der NATO vor den Toren Russlands, das Putin zum Einmarsch in die Ukraine veranlasste. Ich kann nicht sagen, ob seine Wut provoziert wurde, aber ich vermute, dass die Haltung des Westens sie begünstigt hat.“
Außerdem verweist das Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche darauf, dass es in allen Konflikten stets um „internationale Interessen“ gehe. In diesem Sinne warnt er auch vor einer schrittweisen Ausweitung militärischer Zusammenstöße, die am Ende in einen Dritten Weltkrieg münden könnten: „In Syrien, im Jemen, im Irak, in Afrika reiht sich ein Krieg an den anderen … Es ist undenkbar, dass ein freier Staat einen Krieg gegen einen anderen freien Staat führen kann. In der Ukraine waren es andere, die den Konflikt ausgelöst haben.“
Damit beweist Papst Franziskus mehr Vernunft und politische Einsicht in die Ereignisse als die westimperialistischen Kriegstreiber und die hetzerische Medienmeute. Die Rolle der NATO und deren Führungsmacht USA, die seit langem militärische Interventionen und Angriffskriege in aller Welt durchführen, ist auch in Bezug auf die Ukraine kritisch zu beleuchten. Auch hier wurde eine Entwicklung der politischen Konfrontation und Aufrüstung forciert, die zum jetzigen Krieg geführt hat. Diese Feststellung entbindet keineswegs Russlands seiner Verantwortung, doch hatte und hat eben auch die NATO ihren signifikanten Anteil an der imperialistischen Eskalationsspirale – in Brüssel (und übrigens auch in Kiew) sitzen gewiss keine Friedensengel.
Darüber hinaus erklärte der Papst seine Bereitschaft, für Gespräche nach Moskau zu reisen. Und in aller Klarheit wird seitens des Vatikans auch festgehalten, dass Christinnen und Christen angesichts eines Krieges nicht für den Sieg, sondern für den Frieden beten.
Quelle: ORF
Quelle: Zeitung der Arbeit