„Gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg!“
Rede von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), bei der Gedenkkundgebung zum Tag des großen antifaschistischen Sieges der Völker, Wien, 9. Mai 2022
In diesen Tagen, am 8. und 9. Mai, jährt sich das Ende des historischen deutschen Faschismus und des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 77. Mal. Wir gedenken zu diesem Anlass der Opfer, wir würdigen den Widerstand und wir ehren die Bezwinger der Nazi-Barbarei.
Wir stehen hier am „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“, das 1988 eröffnet wurde. Es handelt sich um ein eindrückliches, mehrteiliges Werk des kommunistischen Künstlers Alfred Hrdlicka, mit dem er sich den Opfern des deutschen Faschismus und des Zweiten Weltkrieges annähert, Gedenken und Reflexion ermöglicht, aber auch klare Perspektiven aufzeigt.
Der Großteil des Denkmals wurde von Hrdlicka aus Mühlviertler Granitblöcken geschlagen, wie sie auch über die Todesstiege des faschistischen Konzentrationslagers von Mauthausen geschleppt werden mussten. Das „Tor der Gewalt“ als Pforte zu diesem Mahnmal ist den Opfern der Konzentrations- und Vernichtungslager sowie der sonstigen Haftanstalten der Nazis gewidmet, Juden und Jüdinnen, Menschen, die aus religiösen, rassistischen oder politischen Gründen, aufgrund einer Behinderung oder einer unerwünschten sexuellen Orientierung verfolgt und ermordet wurden. Die andere Seites des Tores bezieht sich auf die Kriegstoten, gibt aber auch einen symbolischen Ausblick auf die Wiedergeburt Österreichs in Form der gebärenden Mutter.
Zu der Bronzefigur des „knienden und die Straße waschenden Juden“ muss nicht viel erklärt werden: Sie steht für den Antisemitismus, den nicht erst die Nazis erfunden oder nach Österreich gebracht haben, den sie jedoch mit dem systematischen Massenmord mit industriellen Mitteln auf die verbrecherische Spitze des Genozids getrieben haben. Die Skulptur „Orpheus betritt den Hades“ ist den Bombenopfern gewidmet, aber auch den antifaschistischen Widerstandskämpfern und ‑kämpferinnen, mit entsprechender Botschaft: Denn Orpheus kehrt bekanntlich auch zurück aus der Hölle, wenngleich unter einem schweren, sodann endgültigen Verlust. Mit dem erhabenen „Stein der Republik“ markiert Hrdlicka schließlich das Ende von faschistischer Diktatur und deutscher Fremdherrschaft. Er bezieht sich auf die Unabhängigkeitserklärung Österreichs vom April 1945, die auch die Unterschrift des kommunistischen Vertreters Johann Koplenig trägt.
In den vergangenen Jahren haben wir den Tag der Befreiung und den Tag des Sieges nicht hier beim Hrdlicka-Denkmal gefeiert, sondern zumeist am Schwarzenbergplatz, vor dem Heldendenkmal der Roten Armee. Die Erinnerung an den großen antifaschistischen Sieg der Völker und der UdSSR wurde an der dortigen Stelle heuer jedoch gezielt sabotiert, indem die ukrainische Diaspora unter Missbrauch des Demonstrationsrechts den Platz zwei Tage lang für alle anderen zu blockieren versuchte, was zumindest zum Großteil tagsüber auch funktioniert hat. Das mag vorrangig antirussische Gründe haben, aber auch antikommunistische und antisowjetische. Es verwundert allerdings nicht, dass ein Regime, dass den historischen Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Stepan Bandera zum Nationalhelden und die Neonazi-Banden des Asow-Regiments zu ehrbaren Vaterlandsverteidigern erklärt, ein unsauberes Verhältnis zum 8. und 9. Mai hat und selbst das Andenken an Millionen gefallener ukrainischer Rotarmisten umdeutet und missbraucht.
Auch zu solchen Haltungen hatte Alfred Hrdlicka, vor dessen Mahnmal wir stehen, eine deutliche Meinung. „Sichtbarmachung war dem Wiener schon immer zuwider“, schrieb er 1975, zum 30. Geburtstag der Zweiten Republik. „Eine Sowjetdelegation, die eigens zu einer Kranzniederlegung am ‚Russendenkmal’ angereist kommt, erregt nur sein Kopfschütteln. Das schlichte Faktum, dass nun einmal Russen für Wien und nicht Wiener für Moskau gestorben sind, geht ihm nicht in den Kopf. Die Geburtshilfe der Sowjetunion, der man nachsagt, sie sei der Feind Nummer Eins der westlichen Demokratie, zählt zu unseren großen Verdrängungen, und so sind wir staatlich verpflichtet, weil wir es aus freien Stücken sicher nicht täten, das ‚Russendenkmal’ am Schwarzenbergplatz stehen zu lassen. Ich finde das grotesk.“ Und Hrdlicka brachte es endgültig auf den Punkt mit der Bemerkung, die Befreiung Österreichs und seine Wiedererstehung seien eben nicht zu Walzerklängen, sondern zu jenen der Stalinorgel erfolgt. Es waren die Sowjetunion und die Rote Armee, die den entscheidenden Anteil an der Niederschlagung des deutschen Faschismus und zur Befreiung Österreichs hatten – das können wir auch hier am Albertinaplatz festhalten, egal ob dies dem Kiewer Regime oder aufgehetzten Exilukrainern passt.
Damals, in den Jahren 1941 bis 1945, erwies sich der Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus in dessen faschistischer Form als überlegen. Das ist er in vielerlei, eigentlich in jeder Hinsicht, und ich möchte in diesem Kontext abschließend noch auf die Frage des Friedens eingehen, somit auf aktuelle Ereignisse. Der Krieg in der Ukraine ist ein imperialistischer Krieg, der als russischer Angriff nicht zu rechtfertigen ist. Er ist aber auch ein Ergebnis der zwischenimperialistischen Konkurrenz – in aller Folgerichtigkeit, denn der kapitalistische Imperialismus ist nicht friedensfähig, nicht im Westen und nicht im Osten. Im Sozialismus, in der UdSSR, lebten hingegen die Völker untereinander in Frieden und Freundschaft. Der Krieg kehrte erst mit der Konterrevolution in die ehemaligen Teilrepubliken zurück.
Wir ziehen aus alledem folgende Schlüsse: Wenn wir sagen: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“, dann wissen wir sehr gut, was dies in aller Konsequenz bedeutet. Wenn der imperialistische Krieg und der Faschismus in unmittelbarer Weise dem kapitalistischen System entspringen, so muss man dieses System überwinden. Nur auf diese Weise wird es nachhaltig möglich, eine Welt des Friedens und der Völkerfreundschaft zu erringen. Der beste und wirkungsvollste Antifaschismus und ein ebensolcher Antimilitarismus liegen daher im revolutionären Klassenkampf für den Sozialismus.
In diesem Sinne: Gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg! Für Frieden und Sozialismus! Freiheit!
Quelle: Partei der Arbeit