Marx ist unverzichtbar
»Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern«
Karl Marx
Was muss Karl Marx nicht alles über sich ergehen lassen! Abgesehen davon, dass findige Krämerseelen mit allen möglichen Gadgets Kapital aus Marx schlagen wollen, wie das im Kapitalismus üblich ist, treten rechtzeitig zu seinem 200. alle möglichen Gesundbeter des Kapitalismus auf, um Marx »zu erklären« und uns ein »vorurteilsfreies, differenziertes Marx-Bild«, eine »längst überfällige Historisierung« oder »einen unverstellten, von späterer Dogmatisierung befreiten Blick« auf Marx zu ermöglichen.
Eigentlich sei Marx ja ein netter Kerl gewesen, der den Kapitalismus des 19. Jahrhunderts zwar exakt beschrieben, aber sich vollständig geirrt habe, was dessen Zukunft angehe. Wozu dann immer neue Versuche, ihn widerlegen zu wollen – einmal hätte doch genügt, oder?
Bis heute leben die Kapitalisten in der Angst, die Lohnabhängigen könnten auf dumme Gedanken kommen und dazu drängen, den Grundwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaft auflösen zu wollen – den Widerspruch zwischen Kapital und Lohnarbeit, zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Besitz an den Produktionsmitteln, der es einer kleinen Minderheit von Besitzenden erlaubt, sich auch die Resultate der Produktion anzueignen.
Dass das so ist, hat weniger damit zu tun, dass Kapitalisten gierig oder moralisch verkommen wären, sondern damit, dass Kapitalismus gar nicht anders funktionieren kann, wenn die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufrecht erhalten werden soll (im hiesigen Marienland würde man von der »Erbsünde« sprechen).
Die Vergesellschaftung der Großbetriebe und Banken, die von Karl Marx und Friedrich Engels im ersten Programm einer kommunistischen Partei, dem »Manifest der Kommunistischen Partei«, gefordert wurde, gehört auch heute zu den Hauptforderungen kommunistischer Parteien und ist daher auch aus dem Programm der KPL zu den Chamberwahlen nicht wegzudenken. Dazu gehört auch, dass die Lohnabhängigen im Staat entscheiden müssen und nicht Politiker und Parteien, die den Staat im Interesse des Kapitals verwalten und mit kapitalfreundlichen Gesetzen dazu beitragen, dass sich die ungerechten Verhältnisse immer wieder reproduzieren.
Nun könnte man meinen, die Kapitalisten bräuchten gar keine Angst zu haben, da die allermeisten Lohnabhängigen gegenwärtig von der bürgerlichen Ideologie des Kapitalismus so stark beeinflußt sind, dass sie kaum Klassenbewusstsein haben und diese Zusammenhänge nicht erkennen.
Aber das kann sich in Zeiten des finanzgetriebenen Kapitalismus, der die Spekulation statt der Produktivkräfte entwickelt und alle sozialen Errungenschaften in Frage stellt, rasch ändern, wenn schlechte Bezahlung, hohe Mieten, drohende Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit für die Kinder und Angst vor dem Krieg Fragen nach möglichen Alternativen aufwerfen. Und genau da stellen die marxistischen Erkenntnisse den richtigen Zusammenhang zwischen Ausbeutung und Armut und Profit und Reichtum auf der einen Seite und dem kapitalistischen System auf der anderen Seite her und sehen die Systemalternative in einem sozialistischen Entwicklungsweg. Träger und Nutzer dieser Weltanschauung ist die kommunistische Partei. Das macht Marx und die Partei für die Lohnabhängigen unverzichtbar.
Ali Ruckert
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