Selma Schacht: “Hitler war kein Betriebsunfall”
Wie jedes Jahr fand im Rahmen des Mauthausen-Gedenkens auf Einladung des KZ-Verband OÖ vor der Gedenktafel für die 42 in den letzten Kriegstagen ermordeten oberösterreichischen Kommunisten eine Gedenkkundgebung statt. Für die PdA sprach am 06. Mai 2018 die stellvertretende Vorsitzende Selma Schacht. Wir dokumentieren hier ihre Rede:
Wir gedenken heute vor der Tafel der 42 ermordeten Genossen all jenen, die von der Naziherrschaft verfolgt, gefoltert, ermordet wurden – weil sie Widerstand leisteten, weil sie das faschistische System stürzen wollten, weil sie als Kommunistinnen und Kommunisten für eine bessere, eine sozialistische Zukunft kämpften. Aber nicht nur:
Heuer stehen die Befreiungsfeiern unter dem Motto „Flucht und Heimat“. Gerade die österreichischen Kommunistinnen und Kommunisten waren es, die gegen den sogenannten „Anschluss“ auftraten, sie waren es, die mit der Losung „Für ein freies, unabhängiges Österreich“ in den antifaschistischen Kampf gingen. Denn auch ein Kommunist war es, der dafür die theoretische Grundlage legte: Alfred Klahr mit seinen Arbeiten zur Österreichischen Nation, die die Eigenständigkeit unseres Landes untermauerten und damit auch zu einer kühnen Weiterentwicklung der strategischen Ausrichtung des Kampfes gegen die braune Nazi-Barbarei führten.
Auch Alfred Klahr fiel, wie tausende GenossInnen, dem faschistischen Terror zum Opfer.
Von Anbeginn waren und sind KommunistInnen die konsequenteste Kraft, die die Ursachen an der Wurzel packen, nicht erst wenn der Faschismus an der Macht ist. Schon um ihn zu verhindern wurde und wird gegen Kapitalismus, Ausbeutung und Krieg Widerstand geleistet.
„Hitler war kein Betriebsunfall“ – mit diesem Spruch hat Emil Carlebach kurz und bündig ausgedrückt, dass es schon lange vor 1933 jene gab, die daran gearbeitet haben, dass sich die faschistischen Kräfte durchsetzen konnten. Dass eben nicht plötzlich, von heute auf morgen, die Nazis erschienen und „die Macht an sich rissen“. Nein, die Machtübertragung wurde vorbereitet, sie wurden hofiert und unterstützt von Seiten maßgeblicher Teile des Kapitals und großer Teile der Bevölkerung, wenn auch die Nazis in der damals hochorganisierten Arbeiterschaft nur marginal Fuß fassen konnten.
Wenn wir den Bezug zu heute herstellen, ist klar, dass wir trotz des desaströsen Wahlergebnisses im Herbst und trotz der reaktionären Regierung in Österreich nicht unter faschistischen Bedingungen leben.
Doch Schwarz-Blau ist auch kein demokratiepolitischer Betriebsunfall, als welchen die SPÖ es gerne darstellt. Statt wie SPÖ-FuntionärInnen in Gewerkschaft und AK, die die neoliberale, sozialreaktionäre Langzeitoffensive des Kapitals devot mitgetragen haben, den Kopf einzuziehen und auf „bessere Zeiten“, also ein für sie besseres Wahlergebnis zu warten, leisten wir aktiv Widerstand gegen diese antihumanistische Politik.
Auch wenn nicht vergleichbar, so sind doch die massive Entdemokratisierung und Überwachung, die Angriffe auf soziale Errungenschaften und der Abbau des Sozialstaats, die Demontierung von ArbeiterInnenrechten und Deportationsbestimmungen für ausländische KollegInnen, die Deutschtümlerei und der Rassismus die Zeichen der reaktionären Zeit, die wir schon lange vor Amtsanritt dieser Bundesregierung erkannt und bekämpft haben – und tagtäglich weiter bekämpfen.
Die WiderstandskämpferInnen von damals hielten dagegen und hielten zusammen, trotz alledem; sie ließen sich nicht beirren im gemeinsamen Kampfe. Auch darin sind sie immer noch unsere Vorbilder von heute.
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